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Meinung: Hochqualifizierte Gebärmaschinen

„Mehr Kinder durch flexiblen Arbeitsmarkt" vom 10.6.

„Mehr Kinder durch flexiblen Arbeitsmarkt" vom 10.6.

Nun soll die Geburtenrate herhalten, um den Kündigungsschutz zu schleifen, insbesondere im Interesse „hochqualifizierter Frauen“. Da ergeben sich viele Fragen, von denen ich hier mal einige anführe: Was ist mit den normalqualifizierten Frauen? Da wird behauptet, dass Lohndruck von den Normalarbeitsverhältnissen auf befristete und Zeitarbeit ausgeübt wird. Es ist umgekehrt. Oder warum wurden jahrelang Vollarbeitsplätze in befristete oder 400-Euro- oder Zeitarbeitsplätze umgewandelt? Als „Privilegierte“ werden die Männer zwischen 25 und 54 Jahren ausgemacht. Sind da nicht auch Väter darunter, die mit ihrem Einkommen im Regelfall die materielle Basis der Familie sichern? Mütter kämpfen also gegen Väter um Arbeitsplätze? Die Studie empfiehlt höhere Sozialleistung im Gegenzug zu höherer Flexibilität. Erzählen uns, Arbeitnehmern und Wählern, nicht die Arbeitgeber und ihnen nahestehende Politiker und Medien seit Jahren, dass hohe Sozialleistungen Schuld sind an hoher Arbeitslosigkeit, weil die arbeitslosen Arbeitnehmer derentwegen nicht bereit sind, niedrig und niedrigst bezahlte Arbeit anzunehmen. Hat der „sozial“demokratische Kanzler Schröder nicht deswegen die Hartz-Gesetze durchgesetzt? Und bieten Zeitarbeit und befristete Arbeit nicht schon genügend Flexibilität? Sollen also normalqualifizierte Eltern als niedrigst bezahlte Arbeitnehmer ihre Kinder großziehen oder hat die Studie nur hochqualifizierte Frauen als Gebärm… im Blick? Nur dann würden die Aussagen Sinn machen. Eltern brauchen materiell Planungssicherheit, also sichere Arbeitsverhältnisse im Rahmen des bestehenden Kündigungsschutzes, der ja schon jetzt kein absoluter Schutz ist.

Pierre Fritzen, Berlin-Altglienicke

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