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Meinung: Höhere Maßstäbe

Betrifft: „Von der Idee des gerechten Krieges" vom 9. August 2002 Die Position des „Gerechten Krieges" ist angreifbar; dagegen spricht vor allem, dass es keine „universellen moralischen Prinzipien" geben kann.

Betrifft: „Von der Idee des gerechten Krieges" vom 9. August 2002

Die Position des „Gerechten Krieges" ist angreifbar; dagegen spricht vor allem, dass es keine „universellen moralischen Prinzipien" geben kann. Moral ist ein Wert, der zu einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Gesellschaft von Menschen mehr oder weniger bewusst festgelegt wird und einem ständigen Wandel unterworfen ist. Die meisten heute in Deutschland lebenden Menschen dürften wohl lediglich eine schwammige Vorstellung davon haben, was moralisch ist. Dennoch ist es wichtig, dass es Gruppen in der Gesellschaft gibt, die sich um die Definition von solchen Werten wie „Moral" bemühen. Was aber das Manifest und die jetzige Erwiderung der amerikanischen Intellektuellen angreifbar macht, ist meines Erachtens die aufscheinende Gewissheit, im Besitz der einzig gültigen Definition von Moral zu sein. Man sollte das Recht haben, diese Gewissheit kritisieren zu dürfen.

Über die große Gefahr durch muslimische Extremisten, herrscht sicher Konsens zwischen den Verfassern des Manifestes und denen der deutschen Antwort darauf. Wenn aber die westliche Welt nicht nur „der ökonomisch und militärisch mächtigste Kulturkreis" sein will, sondern auch eine Vorreiterrolle auf dem Weg zu einer von möglichst vielen Menschen geteilten moralischen Position haben will, so muss sich diese Welt auch mit höheren Maßstäben messen lassen. Auf diesem Weg muss die Frage erlaubt sein, ob Krieg jemals „gerecht" sein kann.

Christoph Lecke, Berlin-Steglitz

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