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Meinung: Lebt Berlin im Jahre 1947

„Sarrazin: Wir leben im Jahr 1947“ vom 31. August 2006 Da geben sich jahrelang alle Verantwortlichen die größte Mühe, Berlins Vorzüge herauszustellen, um Investoren in die Stadt zu locken und nun das: Der Finanzsenator stellt sich hin, und sagt, Berlin kann man nicht mit Metropolen wie München oder Hamburg vergleichen, die Stadt stünde auf einer Stufe mit Essen oder Dortmund.

„Sarrazin: Wir leben im Jahr 1947“

vom 31. August 2006

Da geben sich jahrelang alle Verantwortlichen die größte Mühe, Berlins Vorzüge herauszustellen, um Investoren in die Stadt zu locken und nun das: Der Finanzsenator stellt sich hin, und sagt, Berlin kann man nicht mit Metropolen wie München oder Hamburg vergleichen, die Stadt stünde auf einer Stufe mit Essen oder Dortmund.

Bei all seinen Verdiensten, damit hat er der Strahlkraft Berlins und den Bemühungen seiner Kollegen, den Rückstand zu den wirtschaftlich besser gestellten Ländern zu verringern, einen Bärendienst erwiesen. Das dürfte einem solchen Profi nicht passieren.

Markus Methner, Berlin-Treptow

Der Schutt ist abgeräumt, das ist eine gute Nachricht, wenn sie denn stimmt (ich vermute eher, dass sich lediglich der Anstieg der Neuverschuldung abgeflacht hat, aber auch das wäre ja ein Erfolg). Ich hoffe, dass die Wähler klüger, weil realistischer sind als die Spitzenpolitiker und Wahlkampfstrategen, die nun in hauptberufliche Erregungszustände geraten. Wowereit hat nie um den Brei herumgeredet und steht bei den Wählern besser da als je zuvor. Berlin ist eine „durchschnittliche Stadt“? Na und? Dann haben wir eben noch was vor. Ehrlichkeit ist mir allemal lieber als Schönrednerei.

Ulrich Waack, Berlin-Lichtenrade

Besser Durchschnitt sein, als darunter liegen. Aber das schaffen wir auch noch.

Petra Stein, Berlin-Charlottenburg

Wohltuend an Herrn Sarrazin ist, dass er gelegentlich unbequeme Wahrheiten ausspricht. Die sind in der Politik weder im Allgemeinen noch in der speziellen Vorwahlzeit gefragt. Sie stören, weil man sich allzu gern auf dem Podium als tatkräftiger Problemlöser präsentiert und nicht zu Unrecht hofft, dass schöne Versprechungen bald vergessen sind.

Die bedrückend schlechte Wirtschafts- und Finanzsituation in Berlin ist sicher auch aus der besonderen jüngeren Historie dieser Stadt zu erklären. Aber eben auch und nicht etwa nur. Denn viel zu lange hat sich die Berliner Politik darauf verlassen, es müsste schon irgendwie und ohne eigene mutige Maßnahmen weitergehen.

Ein Verhalten, das sich nicht nur auf die fantasie- und mutlose Wirtschafts- und Finanzpolitik erstreckt. Oder gibt es ein Politikfeld, in dem ein klares und mutiges Konzept erkennbar ist, das dann auch gegen Widerstände beharrlich und entschieden umgesetzt wird? Ich kenne keines. Dafür kenne ich jede Menge wohlfeiler Versprechungen, die sich alsbald im Alltagsgetriebe wieder auflösen.

Wenn es in dieser Stadt trotzdem vorangeht, dann nicht wegen sondern trotz der Politik. Weil es glücklicherweise noch genügend Menschen gibt, die sich weder von opportunistischen Politikern noch von einer viel zu trägen und gleichgültigen Verwaltung ihren Mut und ihre Tatkraft nehmen lassen.

Zum Abschluss noch die „gute Nachricht“. Berlin steht nicht allein, anderswo ist es meist nicht besser.

Gerd Hauth, Berlin-Hansaviertel

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