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Meinung: Persönliches Leid ist nicht vergleichbar

„Das ist eine Unverschämtheit“vom 3. NovemberDie Aussage von Herrn Platzeck, die Integration der Linken mit der Wiederintegration der Nazis zu vergleichen, wird von heftigen Kommentaren begleitet, die sich alle darauf stützen, dass Vergleiche des Naziterrors mit der DDR (als Unrechtsstaat) nicht zulässig sind.

„Das ist eine Unverschämtheit“

vom 3. November

Die Aussage von Herrn Platzeck, die Integration der Linken mit der Wiederintegration der Nazis zu vergleichen, wird von heftigen Kommentaren begleitet, die sich alle darauf stützen, dass Vergleiche des Naziterrors mit der DDR (als Unrechtsstaat) nicht zulässig sind. Das ist richtig, denn die Verbrechen der Nazis waren singulär. Dies blendet jedoch vor allem bei den Verdrängungsrhetorikern der linken Partei einen sehr relevanten Aspekt des persönlich erlittenen Unrechts aus. Empfindet zum Beispiel ein Betroffener, der in der DDR wegen eines Besuches von Exerzitien in Westberlin zu jahrelangem Zuchthaus verurteilt wurde (zu erfahren im berüchtigten Lindenhotel in Potsdam), dieses Leid und zerstörte Leben als weniger scheußlich, als wenn es ihm in der Nazizeit widerfahren wäre? Lässt sich persönliches Leid unterschiedlich werten, wer es angerichtet hat? Ich möchte Giordano zitieren, der sagte, „die Täter sind auch diesmal davongekommen ... Die Aufarbeitung in Bezug auf die Täter, ihre intellektuellen Wegbereiter, ist fehlgeschlagen. Es ist eine Erfahrung, wenn ein Gewaltsystem durch eine Demokratie abgelöst wird, kommen die Täter davon. Ein scheußliches System wird nicht weniger scheußlich, dass es ein noch scheußlicheres System gegeben hat.“ Man hüte sich davor, mit Ausblendung dieser Aspekte den Mantel des Vergessens über dieses Unrecht zu legen.

Personen der Linken Partei, die aktiv an diesem Unrecht beteiligt waren oder es heute relativieren, gehören nicht in Regierungsverantwortung – und zwar primär in Verantwortung zu den Opfern.

Siegfried Brandt, Kleinmachnow

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