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Meinung: Raucher leiden

„Gefangen in der Sucht / Ärzte fordern, Raucher als Kranke einzustufen. Was würde das bringen?

„Gefangen in der Sucht / Ärzte fordern, Raucher als Kranke einzustufen. Was würde das bringen?“ von Cordula Eubel vom 17. September

Ich denke, die Krankenkassen sollten die Raucherentwöhnung bezahlen. Raucher sind süchtig und Heroinabhängigen wird die Therapie doch auch bezahlt. Die Kosten für eine Entwöhnungstherapie sind sicher geringer als die für zum Beispiel eine Krebstherapie oder die Amputation eines Raucherbeins.

Renate Kappe, Berlin-Friedrichshain

Noch vor gar nicht langer Zeit hätte ich dem Vorschlag, jedem Raucher eine Tabakentwöhnung zu spendieren, begeistert zugestimmt – wenn das auf Kosten der Hauptprofiteure der Nikotinsucht gegangen wäre, der Zigarettenindustrie und vor allem des Fiskus.

Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts gibt es dazu keinen Anlass mehr: Wurde von den Gerichten bisher straf- oder zivilrechtliche Klagen wegen der Zufügung giftiger und krebserzeugender Luftschadstoffgemische mit der Begründung abgewiesen, Rauchen sei zwar eine Körperverletzung, bliebe aber – da sozial adäquat – straffrei, so wird ein Raucher in Zukunft damit rechnen müssen, zu Freiheitsstrafen und zur Zahlung von Schmerzensgeld verurteilt zu werden. Der erste spektakuläre Prozess eines gerade volljährig gewordenen gegen seine rauchenden Eltern wird nicht lange auf sich warten lassen und auch mir hat’s schon in den Fingern gejuckt, als bei Open-Air-Konzerten oder auf der Terrasse eines Restaurants allzu dreist geraucht wurde.

Das Bundesverfassungsgericht hat festgestellt: „Schon die Schwere der drohenden gesundheitlichen Schädigungen und das hohe Gewicht, das dem Schutz des menschlichen Lebens und der menschlichen Gesundheit in der Werteordnung des Grundgesetzes zukommt, sprechen dafür, selbst bei nicht völlig übereinstimmenden Positionen innerhalb der Wissenschaft eine ausreichende tatsächliche Grundlage für den Schutz vor Gesundheitsgefährdungen durch Passivrauchen als Gemeinwohlbelang anzuerkennen.“

Rauchen ist nicht mehr sozial adäquat, jemanden vollzuqualmen wird in Zukunft teuer. Warum sollte ich noch einer Regelung zustimmen, die mich als Steuerzahler belastet, wenn abzusehen ist, dass die Krankheit Nikotinsucht auch ohne Mithilfe unserer stets hilfsbereiten Ärzteschaft bald ausstirbt?

Heinrich Maiworm,

Berlin-Charlottenburg

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