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Meinung: Volksbefragung wird zur Volksverdummung

Berichterstattung zum Flughafen Tempelhof Die vielen Argumente, warum der Flughafen Tempelhof geschlossen werden muss und soll, sind alle benannt. Jede Regierung, welcher Farbenlehre auch immer, müsste so handeln wie die derzeitige Rot-Rote-Koalition.

Berichterstattung zum Flughafen

Tempelhof

Die vielen Argumente, warum der Flughafen Tempelhof geschlossen werden muss und soll, sind alle benannt. Jede Regierung, welcher Farbenlehre auch immer, müsste so handeln wie die derzeitige Rot-Rote-Koalition. Wer beklagt, dass noch keine schlüssigen Nachnutzungskonzepte vorliegen, sollte hier selber seine Phantasie spielen lassen, die Chancen sind enorm. Der zukünftige BBI wird allen Prognosen zufolge auch für die vielen Arbeitssuchenden mit niedriger Qualifikation zur „Jobmaschine" werden, die Neuköllner Arbeitsuchenden warten darauf. Wer den BBI mit solchen durchsichtigen parteipolitisch gefärbten Kampagnen gefährdet, handelt verantwortungslos! Das viele verpulverte Geld wäre sinnvoller zu verwenden! Es stimmt mich zudem traurig, wie versucht wird, die erste Volksbefragung in Berlin zu einer Volksverdummung umzufunktionieren. Eine Opposition, die keine Gegenargumente zur regierenden Koalition ins Feld führen kann, rührt mit den ausgehängten Parolen an finsterste Stimmungen aus Zeiten des Kalten Krieges und nutzt schamlos die Dankbarkeit (Luftbrückenversorgung über Tempelhof) vieler älterer Bürger und Bürgerinnen aus. Im hessischen Wahlkampf hat sich gezeigt, dass solche Art von Volksverdummung sich politisch nicht mehr auszahlt, ich hoffe, dass auch der Berliner „helle" bleibt und sich nicht für dumm verkaufen lässt.

Hans Joachim Wittnebel,

Berlin-Neukölln

Es wird sich für den Senat rächen, dass noch nicht längst mit den Arbeiten für Nutzungskonzepte begonnen wurde, die den städtebaulichen Herausforderungen und den wirtschaftlichen Chancen des Tempelhofer Feldes gerecht werden. Eine bisher aus dem Innenstadtorganismus ausgesparte Fläche von der Größe eines Stadtteils wie Friedenau verlangt auch nach Veränderungen in benachbarten Lagen, um eines Tages funktionieren zu können. Das bedeutet Änderungen des Flächennutzungsplans. Denn anders werden sich die notwendigen Investitionen nicht mobilisieren und absichern lassen. Bei den benötigten Summen wird sich schnell zeigen, dass diese Aufgabe nur als internationales Projekt zu bewältigen sein wird - und daher internationalen Maßstäben gerecht werden muss. Mit weniger sollte sich Berlin auch nicht zufrieden geben! – Allerdings ist in der Berliner Verwaltung nicht die Persönlichkeit auszumachen, die in der Lage wären, einen solchen Prozess zu strukturieren und über Jahre zu moderieren.

Rainer Milzkott, Berlin-Lichterfelde

Hat denn noch keiner gemerkt, dass es im Kern gar nicht so sehr um Tempelhofflüge geht? Hat denn noch keiner gemerkt, dass es vor allem darum geht, den „Oberen" mitzuteilen, dass die Menschen sich vernachlässigt fühlen und Aufmerkamkeit für ihre Probleme, die in der Stadt ja nur zu offensichtlig sind, fordern? Nehmen wir den Zustand der Straßen (seit Jahren vernachlässigt), den Zustand der Schulen (was soll man da noch sagen), wer hat den Mut, nachts noch U-oder S-Bahn zu fahren? Bei zahllosen Problemen hat man den Eindruck, dass sich nichts bewegt, und das seit Jahren. Als Antwort wird abgewiegelt. Beispiel gefällig: man erzählt immer wieder, dass der Riesenflughafen Schönefeld in Zukunft nur betrieben werden kann, wenn man den Zwerg Tempelhof beseitigt , ausführliche juristische Begründung folgt. Daran klammert sich die Politik verzweifelt - und man glaubt es ihr nicht. Sie hält es einfach nicht für nötig, eine glaubhafte Begründung für die Schließung zu geben. Bequeme Gutsherrenpolitik. Und als Spott noch hinterher: „ein Volksentscheid wird unsere Politik nicht beeinflussen". Und diese Nichtachtung (wenn schon nicht Verachtung) muß man sich nicht bieten lassen, da braucht es ein Ventil. Dies ist zufällig der Flughafen Tempelhof. Weiter so!

Dieter Marzahn, Berlin-Lichterfelde

Ist bekannt, was die Städte Stockholm, London, Belfast, Paris, Rom, Mailand, Athen, Madrid, Helsinki, Toronto, New York, Chicago, Washington D.C., Rio de Janeiro, etc mit Berlin gemeinsam haben? Sie besitzen einen oder mehrere internationale Verkehrsflughäfen und dennoch, oder gerade deshalb, zusätzlich noch einen Stadtflughafen (Chicago sogar zwei und Los Angeles gar mehrere). Was diese Städte von Berlin unterscheidet ist, dass ihnen eine vollkommen ignorante Stadtregierung fehlt, die wider jede Vernunft eine wichtige Infrastruktureinrichtung der Stadt ausradieren möchte. Es gibt darüber hinaus zahllose weitere Millionenmetropolen und Hauptstädte, die zwar nicht über Stadtflughäfen verfügen, dennoch aber über mehrere, z. T. auch stadtnahe Flughäfen. Es ist daher genau das Konzept des Single-Airports, das auf den Prüfstand gehört, weil es für Städte von der Größe und Bedeutung Berlins vollkommen ungeeignet ist.

Christian Stonke, Berlin-Schöneberg

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