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Meinung: Warum sollten Paare in diesen Zeiten Kinder zeugen?

„Süddeutschland ist für Familien besser“ und „Ist Berlin familienfreundlich?“ vom 21.

„Süddeutschland ist für Familien besser“ und „Ist Berlin familienfreundlich?“ vom 21. Januar 2005

Ein Aspekt wird viel zu wenig beachtet, ja überhaupt nicht angesprochen: Viele junge Leute verzichten bewusst auf ein Kind, weil sie zu verantwortungsbewusst sind, um in diese unruhigen, perspektivlosen Zeiten ein Kind zu setzen.

Früher war oft die erstrebte „höhere Lebensweise“ der Grund für ein Leben ohne Kinder, heute aber steht die denkbare veränderte Lebensweise für die kommenden Generationen vor dem Gewissen der Eltern in spe.

Da die Politiker viel zu lose mit dem Islam und seinen möglichen Folgen für die Menschen in Deutschland umgehen, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis der Islam auch Deutschland erobert und die Menschen unter sein Joch zwingt. Und wer von den jungen, in Freiheit aufgewachsenen Deutschen möchte schon, dass die Töchter verhüllt durchs Leben gehen müssen!

Eine ganze Reihe junger Leute aus meinem Bekanntenkreis denkt an die Zukunft und verzichtet auf Nachwuchs, wenn es auch für einige recht schmerzlich ist. Die Kinderlosigkeit hängt also nicht immer mit Berufstätigkeit, Karriere und Streben nach Unabhängigkeit zusammen.

Ursula Felsburg, Berlin-Tegel

„Das Kind im Mann“ vom 19. Januar 2005

Was haben wir zu DDR-Zeiten unsere westlichen Eltern-„Kollegen“ beneidet, darum, worauf sie für ihre Sprösslinge zurückgreifen konnten: auf rassige Kinderwagen, atemberaubende Babykosmetik und -konfektion, ein Meer von Spielsachen. Jetzt könnten wir auch all das haben, aber jetzt würde ich keine Kinder mehr in die Welt setzen. Grund ist die niederschmetternde Erfahrung mit der Arbeitslosigkeit.

Olaf Stephan, Berlin-Altglienicke

Sehr geehrte Frau Felsburg,

sehr geehrter Herr Stephan,

Kinderlosigkeit, oder besser niedrige Geburtenraten, sind ein Phänomen, mit dem sich alle industrialisierten Gesellschaften auseinander setzen müssen. Experten führen eine Vielzahl an Gründen dafür an, allen voran Probleme der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die materielle und außerfamiliäre Orientierung.

Migranten sind daher nicht per se ein Problem. Da widerspreche ich Ihnen, Frau Felsburg, ganz entschieden. Es gibt Probleme durch Migranten, wenn sie nicht integriert werden oder integriert werden wollen. Ich vertrete seit jeher die Position des Förderns und Forderns: d. h. einerseits „Fördern“: Ich will die Zahl der Sprachkurse für Mütter in Berlin verdreifachen, um dafür zu sorgen, dass nicht nur die Kinder, sondern die ganze Familie integriert wird. Andererseits „Fordern“: Eltern, die ihrer Fürsorgepflicht nicht nachkommen und dafür sorgen, dass ihre Kinder die Schule besuchen, denen sollten die sozialen Leistungen gekürzt werden – natürlich unabhängig von ihrer Herkunft.

Die Überalterung der Gesellschaft hat schlimme Folgen: Die sozialen Systeme sind nicht mehr finanzierbar, Nachfrage und Produktivität sinken, das Wirtschaftswachstum lässt nach und vieles mehr. Die Politik kann solche langfristigen demographischen Trends nicht über Nacht umkehren. Wir können nur Angebote für Paare schaffen, die Eltern sein möchten. Für Familien in Berlin sind die Betreuungs- und Bildungsangebote gut: Nirgendwo in Deutschland werden mehr Kinder in vorschulischen Einrichtungen betreut als hier. Die Betreuungsstandards, die die Bundesregierung in ganz Deutschland erreichen will, sind hier schon lange Realität.

Aber wir müssen und wollen noch besser werden: Ab kommendem Schuljahr bieten wir die verlässliche Halbtagsgrundschule von 7.30 bis 13.30 Uhr an – kostenlos und bedarfsunabhängig. Außerdem werden alle Grundschulen der Stadt Ganztagsbetreuung anbieten: Von 6 -7.30 Uhr und/ oder von 13.30 -18 Uhr, sofern die Eltern den Bedarf nachweisen können und einen Kostenbeitrag leisten. Alle Kinder – ganz gleich aus welchem Land und welcher Schicht sie stammen – werden früher und besser betreut. Es greifen nämlich Qualitätsstandards, Eigenverantwortung und moderne Rahmenpläne. Diese größere Chancengleichheit für das einzelne Kind ist zugleich auch eine größere Chance für die Gesellschaft, in Frieden und Prosperität zu leben.

Gute Betreuung und beste Ausstattung sind wichtige Gründe für junge Menschen, Kinder zu kriegen. Aber es sind nicht die entscheidenden Gründe. Wir brauchen eine familienfreundlichere Gesellschaft, ein kinderfreundlicheres Wohnumfeld und elternfreundlichere Arbeitszeiten. Aber auch in den Köpfen junger Menschen muss sich etwas verändern: Kinder sind keine Last. Als Eltern muss man zwar Verantwortung übernehmen, seinen Lebensstandard verändern und seinen Lebensstil anpassen. Dafür wird das Leben mit Kindern unendlich reicher.

— Klaus Böger (SPD) ist Senator für Bildung, Jugend und Sport in Berlin.

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