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Meinung: Was spricht gegen einen Sonderzug zum Flughafen Schönefeld?

„Die neue Berliner Luftbrücke“ vom 17. Oktober und „Tempelhof im Bundestag“ vom 22.

„Die neue Berliner Luftbrücke“ vom 17. Oktober und „Tempelhof im Bundestag“ vom 22. Oktober 2004

Die Idee, den Flughafen Tempelhof als CheckIn-Terminal zu nutzen, gefällt uns sehr gut! Eine geniale, prüfenswerte Idee, die unbedingt – Planfeststellungsverfahren hin oder her – weiterverfolgt werden sollte!

Berlin könnte mit dieser Idee bei Geschäftsreisenden und Touristen einmalig punkten! Hoffen wir mal, dass diese Idee nicht mit formalen Argumenten niedergebügelt wird, hoffen wir, dass die Prüfung durch die zuständigen Behörden nicht eine krampfhafte Suche nach Ablehnungsgründen wird. Selber hatten wir uns auch schon mehrfach gefragt, warum die vorhandene Trasse der „Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn (NME)“ eigentlich nicht sinnvoll für den Nahverkehr oder eben für die Flughafenanbindung genutzt wird.

Denn eine Gleisverbindung zwischen den Flughäfen Tempelhof und Schönefeld ist fast noch vorhanden: Nordöstlich des S-Bahnhofes Tempelhof gibt es ein Gleis der „Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn“. Es überquert den Südring und endet am Bahnhof Hermannstraße; das Gleis ist zugewachsen, aber nicht entwidmet. Außerdem existiert ab Hermannstraße ein funktionsfähiger Schienenstrang (über Köllnische Heide, Baumschulenweg bis Schönefeld). Untertunneln müsste man unseres Erachtens die ganze Strecke allerdings nicht. Dies könnte ja ein wichtiges Kostenargument für die Realisierung einer Eisenbahnverbindung darstellen.

Kai Lilie, Berlin-Buckow und Thomas Kirsch-Woik, Berlin-Charlottenburg

Sehr geehrter Herr Lilie,

sehr geehrter Herr Kirsch-Woik,

das Konzept des Architekten Brunnert, den Flughafen Tempelhof als Check-In-Terminal für den geplanten Flughafen „Berlin Brandenburg International (BBI)“ in Schönefeld mit eigener Bahnverbindung und zugleich als innerstädtischen Flughafen für kleine Verkehrsmaschinen zu nutzen, hat die Diskussion über die Zukunft von Tempelhof eine interessante Variante hinzugefügt.

Der Vorschlag berücksichtigt die weltweit einzigartige planerische und architektonische Einbindung des Flughafens Tempelhof in die Berliner Stadtlandschaft dadurch, dass er die weitere Nutzung für Flugverkehre ermöglicht und die zukünftige Entwicklung des Areals und seines Umfeldes mit positiven Auswirkungen für Arbeitsplätze in der Stadt vorsieht.

Die mit der vorzeitigen Schließung von Tempelhof verbundene Folge einer riesigen Brache wird damit verhindert. Im beschränkten Umfang kann Tempelhof für Geschäftsreiseverkehre, Regionalverbindungen und als Regierungsflughafen genutzt werden; Verkehre, die sinnvollerweise von den Abläufen auf einem Großflughafen getrennt werden. Brunnerts Vorschlag ermöglicht nach seinen Berechnungen weiterhin, die nach bisherigen Schätzungen erforderlichen Investitionskosten in Höhe von zirka drei Millionen Euro zu verringern und zeitlich zu strecken. Diese Ansätze sind so interessant, dass ich in meinem von über 100 Parlamentariern unterstützten fraktionsübergreifenden Gruppenantrag im Deutschen Bundestag auch die Forderung an die Bundesregierung aufgegriffen habe, die Realisierbarkeit des Konzepts zu prüfen. Dabei werden folgende Punkte eine wichtige Rolle spielen:

1. Wird der – noch nicht rechtskräftige – Planfeststellungsbeschluss für BBI in Schönefeld in der Weise betroffen, dass das Verfahren wieder aufgenommen werden muss und dadurch weitere zeitliche Verzögerungen eintreten?

2. Sind die Kostenabschätzungen, insbesondere für den Bau und Betrieb der unterirdischen Gleisverbindung auf der Trasse der „Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn“ realistisch?

3. Welche Auswirkungen hat das Konzept auf Betrieb und Wirtschaftlichkeit der in der Realisierungsphase befindlichen Anhalter Bahn und der in der Planungsphase befindlichen Dresdner Bahn, über die nach dem bisherigen Bahnkonzept die Anbindung des Flughafens Schönefeld an die Berliner Innenstadt erfolgen soll?

4. Sind die Abläufe mit Check-In für den Großflughafen Schönefeld sowohl in Tempelhof als auch in Schönefeld organisatorisch, betriebswirtschaftlich und unter Sicherheitsaspekten dauerhaft beherrschbar? Vom Ausgang dieser Prüfungen wird abhängen, ob der Brunnert-Vorschlag eine Chance hat. Wir werden im Bundestag darauf achten, dass die Prüfung nicht zu einer „krampfhaften Suche nach Ablehnungsgründen wird“. Inzwischen hat auch die zuständige Berliner Senatorin eine Prüfung angekündigt. Wir sollten die Chance, die durch das Oberverwaltungsgericht Berlin für das Offenhalten eröffnet worden ist, zu einem Ideenwettbewerb für die Zukunft des Flughafens Tempelhof nutzen. Mit Sir Norman Foster bin ich der Meinung, dass man den Flughafen Tempelhof, „Mutter aller modernen Flughäfen“, nicht einfach aufgeben darf, weil dies „ein Verlust nicht nur für Berlin und Deutschland, sondern auch weit darüber hinaus“ wäre.

— Peter Rzepka (CDU) sitzt für den Bezirk Tempelhof-Schöneberg im Deutschen Bundestag.

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