Lesermeinung: „Lassen wir den Adler so hängen, wie er nun hängt“

Zu: „Weißer Adler wird ein Fall fürs Parlament“, 12.10. Und: „’Eine Verballhornung aller Brandenburger’“, 15.10.

Da äußert sich ein Historiker zum Streit. Und ein Abgeordneter möchte dringend den Petitionsausschuss damit beschäftigen. Was sind eigentlich die Probleme im Land? Diese Frage stellt sich jedenfalls mir. Nicht nur dass der Filmstar aus der dritten Reihe den Petitionsausschuss bemühen möchte. Nein, er möchte Dringlichkeit herstellen. Sonst würde der Ausschuss etwa drei Monate benötigen, um sich einer Petition anzunehmen. Hier soll es schneller gehen. Klar, wichtigere Themen hat er in seinem Ausschuss scheinbar nicht. Wie erklärt man einem Betroffenen der Hochwasserkatastrophe, einem Hartz-IV-Empfänger oder anderen Petenten Bittstellern, Anm.d. Red.], dass ihr Problem hinter dem des Adlers in Weiß oder in Rot anzustehen hat?

Das soll der Abgeordnete aus der dritten Reihe mal erläutern.

Und warum muss das Symbol in einem Plenarsaal, welches dort hinter dem Präsidium hängt, unbedingt heraldisch korrekt sein? Das steht so in keiner Verfassung.

Und in fast allen Parlamenten in Deutschland werden dort Kunstwerke postiert. Da kann man einfach mal ins Internet gehen, und man wird, auch als Historiker, fündig. Selbst die so konservativen Bayern verzichten auf ihre Farben Weiß und Blau in ihrem neuen Plenarsaal.

Ach ja, der Herr Wichmann sollte mal auf die Internetseite seines Landesverbandes gehen. Da wird auch der Adler benutzt. Der sieht dort genauso aus wie der im Plenarsaal. Nur in Grau statt in Weiß. Und der bevorzugte Partner seiner Partei, die FDP, hat sich entschieden, dass der Adler Gelb zu sein hat. Okay, die beschweren sich aber auch nicht über einen weißen Adler im Plenarsaal. Es gibt Vorschriften, wie ein Hoheitszeichen zu verwenden ist. Und das ist übrigens nicht die Verfassung. Kann man eventuell als Historiker nicht wissen. Das ist das Hoheitszeichen-Gesetz. Und weder dort noch in der Verfassung steht, dass dieses im Plenarsaal zu hängen hat. Lassen wir einfach den Adler so hängen, wie er nun hängt. Und kümmern wir uns um die wirklich wichtigen Dinge. Vor allem im Petitionsausschuss.

Gabriele Fischer, Potsdam