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Glasscherben einer Bankfiliale liegen auf der Straße, die während der Revolutionären 1.Mai-Demo zu Bruch gingen.

© dpa

Leserkommentar: Krawall im Schillerkiez

Unsere Leserin Sabine Schumacher schildert, wie sie in ihrem Kiez den 1. Mai erlebte: Die Angst, Angriffsziel von Randalierern zu werden, schwingt immer mit. Diskutieren Sie mit oder schreiben Sie selbst einen Leserkommentar!

Eben laufe ich an meiner neu eröffneten Naturheilpraxis vorbei, als plötzlich ca. 20 Polizeiwannen in die Wissmannstrasse abbiegen. Mir stockt der Atem. Ich erinnere mich an die Szenen damals in der Oranienstraße, wo durch geworfene Pflastersteine Geschäfte tyrannisiert wurden. Sollte am Ende des heutigen Maifeiertags meine neue Naturheilpraxis und die Läden hier oben das gleiche Schicksal ereilen? Ich lebe seit fünf Jahren in diesem Kiez. Nach einer Zeit von Armut und Gewalt erholt sich die Gegend, viele Künstler und andere Aktive starten plötzlich Projekte und machen kleine Läden auf. Gegenüber ist ein unkommerzieller Radladen, eine Nähwerkstatt, eine Eisdiele mit liebevoll hausgemachten Kuchen. Wir sind doch keine Yuppie-Veranstaltung hier! Und für die erhöhten Mieten können wir auch nichts! Und was bedeutet es für die Projekte, wenn sie plötzlich durch Pflastersteine ruiniert werden? Können wir uns als am Existenzminimum lebende Selbstständige einmal im Jahr eine neue Fensterscheibe leisten? Über mir kreisen immer noch die Hubschrauber und in der Ferne höre ich die Sirenen - sie sind weiter gezogen. Für dieses Jahr haben sie uns verschont.

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Sabine Schumacher

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