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Lesermeinung: „Welch noble Eleganz der Architektur“

Zu: „Brückenschlag. Peter Tiede über die nötige Verbindung zweier Potsdamer Stadträume am Fuße des Brauhausberges und Fehler in der Speicherstadt“, 29.

Zu: „Brückenschlag. Peter Tiede über die nötige Verbindung zweier Potsdamer Stadträume am Fuße des Brauhausberges und Fehler in der Speicherstadt“, 29.9.

Großes Lob für Ihr engagiertes Interesse an der Stadtentwicklung Potsdams und ihre Bereitwilligkeit, unbequeme Themen aufzugreifen und immer wieder den Stachel in Ungeklärtes zu stechen, wie: Lustgarten, Speicherstadt, Uferweg und Staudenhof. Die begleitenden und kritischen Kommentare sind wichtig, damit sich der geneigte Leser eine Meinung bilden und den Verlauf verfolgen kann.

So versucht man zu verstehen, wie heute ein Luxusstandort an exponierter Stelle gestaltet wird. Ein Areal, das nach Meinung der Wohnbunkerinvestoren die Taschen füllen soll – und zwar kräftig. Schön, wie ungebremst der Gier nach mehr Rendite durch unsere repräsentierenden und genehmigenden Volksvertreter Vorschub geleistet wird. Welche poetische Bilderwelt bietet sich dar, welch herrliche Wohnlandschaft eröffnet sich, Exklusivität wohin man schaut. Endlich eine Bebauung auf Tuchfühlung, man spart den Fernseher und schafft so soziale Nähe. Das Fenster gegenüber bietet ausreichende Unterhaltung und hält spannende Überraschungen bereit. So kann man Streitigkeiten auf Hörweite schlichten, kann erfolgreiche Strategien der Arbeitswelt austauschen und dergleichen mehr. Auch stört nicht das lästige Grün der Bäume zwischen den einzelnen Palais und das Geschrei der Vögel vermisst man nicht. Von Vorteil ist die Wasserlage.

Die Strahlkraft der dominierenden Plattenbauten aus längst vergangenen Zeiten bildet das Gegenüber. Diese Architektursolitäre wirken einmalig und überzeugend, Romantik und Idylle sind auf einmal keine Fremdwörter mehr. Originalität wurde hier überzeugend für individuelle Lebensentwürfe umgesetzt, hier kann stärkende Gefühlswelt gelebt werden.

Falls Kinder in den Wohnmaschinen vorgesehen sind, haben sie die Möglichkeit, die Garagengeschosse für ihren Spieltrieb zu nutzen. Sie sind klimaunabhängig, warm und sie haben genügend Bewegungsfläche zwischen den Geländewagen. Sie können alle ihre Spielideen umsetzen, ohne die Bewohner durch ihren Anblick zu belästigen. Schön auch die Ereigniszonen zwischen den Gebäuden. Solche herrlich gebauten Träume sind Wirklichkeit geworden.

Welch noble Eleganz der Architektur, sie ist inzwischen in der ganzen Stadt zu finden, wie es auch die Bezeichnungen der Quartiere ausdrücken. Um die etwas steife Einmaligkeit zu unterbrechen, könnte man Leinen von Haus zu Haus mit bunter Hauswäsche beleben, was ein zusätzliches italienisches Flair verbreiten würde. Geborgenheit und vereinsbildende Gemeinschaft muss kein Traum mehr bleiben. Auch sollte man darüber ernsthaft nachdenken, die Innenstadt mit ihren völlig veralteten Fassaden durch diese einmalige künstlerisch hochwertige Architektur zu ersetzen. Wollen wir nicht lieber in einer Moderne mit zukunftsweisendem Städtebau leben, als uns völlig mit veralteter, engstirniger Historie zu umgeben? Primitive Bauten von Knobelsdorff, Gontard, Langhans, Unger, Büring, Schinkel und Persius belegen die Ära der unfreien Zeit, wollen wir uns wirklich den Blick auf eine moderne Zukunft verstellen? Engstirnige Historie war gestern, Freiheit der Moderne ist heute!

Roswitha Becher, Potsdam

Korrekturvorschlag nicht angenommen

In dem Beitrag stellt der Autor fest und bedauert es gewissermaßen, dass die Stadt vergessen hat, in den Verträgen mit den Investoren den Uferweg festzuschreiben, sodass dieser nun zwischen den Häusern entlanggeführt wird.

Vor längerer Zeit habe ich der Stadt als Korrektur des Versäumnisses vorgeschlagen, das ebenerdige Geschoss zu erwerben, den Uferweg entlang der Havel als Kolonnaden auszuführen und auf den Flächen innerhalb der Häuser Restaurants, Cafès und ähnliches Gewerbe anzusiedeln.

Als Antwort bekam ich mitgeteilt, ich möge mir die Führung des Weges (natürlich weit ab vom Wasser) im Internet ansehen. Das war’s.

Horst Warczak, Potsdam.

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