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Lesermeinung: „Zurückschießen“

Zu: „Im Visier. Bauernpräsident und SPD-Agrarexperte Udo Folgart fordert den Abschuss von Kranichen“, 14.

Zu: „Im Visier. Bauernpräsident und SPD-Agrarexperte Udo Folgart fordert den Abschuss von Kranichen“, 14.10. Siehe dazu auch: „Kraniche: Folgart rudert zurück – etwas Abschuss für Bauernchef ’nicht Mittel der Wahl’“, 15.10.

Tolle Idee! Jetzt wird vorgeschlagen, nicht nur Biber und Kormorane, sondern auch Kraniche zum Abschuss freizugeben, den Wolf sowieso, worüber sich Naturschützer und Gutmenschen natürlich sehr empören. Doch dieser scheinbar typische und hierzulande geradezu traditionelle Lösungsansatz birgt mehr innovatives Potenzial als auf den ersten Blick sichtbar.

Es könnte zu einer der effektivsten Problemlösungsmethoden unseres bisher so langweiligen Jahrhunderts werden: das Zurechtschießen. Die Kraniche verringern die Erträge der Bauern. Da geht es also um Einkommen. Deshalb schießen wir den Bestand auf ein gesundes Maß zurück. Dieser Lösungsansatz lässt sich dann in nahezu jeden Bereich unseres Alltags übertragen. Hunde, deren Hinterlassenschaften im Stadtgebiet vom zuständigen Menschlein nicht weggeräumt werden, werden gleich gänzlich beseitigt. Überhaupt sollten wir das Prinzip des Zurechtschießens zwar unbedingt auch ins Strafrecht übernehmen, doch letztendlich nicht nur dem Staat überlassen. Besonders, wenn es ums Einkommen geht. Wir müssen nur schnell rausfinden, wer für die geringen Hartz-IV-Sätze oder die schlechte Vergütung in vielen Berufen verantwortlich ist. Da lässt sich doch sicher etwas zurechtschießen.

Letztendlich könnten wir so endlich auch das Problem der Überbevölkerung in den Griff bekommen. Das Leben kann so einfach sein. Und wenn wir mal nicht weiterkommen, fragen wir halt die Bauernverbände.

Daniel Goral, Potsdam

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