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Zynisches Schild am Bahnhof Hoppegarten. Die Abreise wurde für viele Besucher zur Qual.

© dpa, Jens Kalaene

Lollapalooza-Chaos: Peinliche Nummer für Berlin

Die Stadt braucht solche Großevents. Aber die Pannen bei Lollapalooza zeigen: Der Stadt fehlt vor allem eines – Organisationstalent.

Berlin – geht’s noch? Da strömen Zehntausende zu einem der größten Musikfestivals der Welt in die deutsche Hauptstadt, aber schon in der ersten Nacht endet das Lollapalooza-Vergnügen im Verkehrschaos. Ausnahmezustand am S-Bahnhof Hoppegarten, stundenlang irres Gedränge. Auch der Bus-Shuttle funktioniert nicht. Eine peinliche Nummer.

Reicht es denn nicht, dass sich die Republik schon über das BER-Desaster lustig macht? Berlin, das sich zu Recht als weltoffen und superattraktiv rühmt, besonders für junge Leute, sollte doch fähig sein, ein solches Mega-Event vernünftig zu stemmen und eine derartige Imagepleite zu vermeiden.

Die Zusammenarbeit mit den Verkehrsbetrieben hätte besser sein können

Gewiss trifft auch die Lollapalooza-Veranstalter eine Portion Schuld. Es gab Organisationspatzer. Warum waren die ÖPNV-Fahrpreise nicht in den Ticketkosten fürs Festival eingeschlossen, was bei solchen Events selbstverständlich ist? Um nur ein Beispiel zu nennen. Und die Zusammenarbeit mit den Verkehrsbetrieben verlief offenbar nicht allzu kooperativ. So sagt die BVG, der Veranstalter wollte keine zusätzlichen U-Bahnfahrten bestellen – und damit bezahlen.

Doch all das wird in der öffentlichen Wahrnehmung die geringste Rolle spielen. Letztlich steht Berlin mal wieder schlecht da. Und viele werden sich erinnern. War da nicht erst Anfang September was? Ach ja, das Taxi-Chaos am Flughafen Schönefeld, als Hunderte Passagiere von umgeleiteten Maschinen spätnachts nicht wegkamen, weil alles miserabel koordiniert wurde.

Lollapalooza macht auch vielen Berlinern Freude

Fest steht: Berlin braucht international schlagzeilenträchtige Großvergnügen wie Lollapalooza, sie stärken die Wirtschaft, das Ansehen und machen auch vielen Berlinern Freude. Sie gehören zu einer Metropole, die alles andere als provinziell sein will. Und die Stadt muss in der Lage sein, diese so zu organisieren, dass sie für Besucher ein Spaß und für die Bürger gut erträglich sind.

Zugegeben: Das ist ein schwieriger Job, wie die Geschichte von Lollapalooza seit 2015 in Berlin zeigt. Nach der Premiere am Tempelhofer Feld gab es Anwohnerklagen wegen Lärm und Müll, weshalb die Veranstalter 2016 zum Treptower Park auswichen. Aber auch dort hagelte es danach Beschwerden. Nun klapperte man erst mal alle anderen citynahen und folglich verkehrsmäßig bestens angeschlossenen Eventgelände auf der Suche nach einem Ausweichquartier ab.

Die Trabrennbahn Karlshorst oder das Maifeld am Olympiastadion wurden erwogen, aber es gab Absagen. Schließlich wurde Lollapalooza in die märkische Provinz, nach Hoppegarten vertrieben. Die Galopprennbahn selbst bewährte sich ja als cooler Ort zum Abtanzen. Aber der Verkehrsanschluss? Die Infrastruktur? Völlig unzureichend.

Warum nicht wieder auf dem Tempelhofer Feld feiern?

Wie lässt sich das Dilemma lösen? Mit einem vereinten Kraftakt und politischem Willen muss es doch möglich sein, citynahe Orte für solche Großevents zu finden oder die Dinge wenigstens am Stadtrand besser zu organisieren. Vorschlag: Warum nicht wieder auf dem Tempelhofer Feld feiern, wenn die Flüchtlinge dort 2019 wegziehen. Etwas mehr Toleranz sollten auch die Anwohner aufbringen. Berlin ist nun mal kein Dorf.

Stellen wir uns vor, Lollapalooza würde 2018 erfolgreich in Hamburg gefeiert. Der Berliner Jammer wäre groß.

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