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Managergehälter: Ohne Neid kein Preis

Wenn ein gewisser Peter Löscher sich irrt, ist am Ende eine halbe Million Siemensianer in aller Welt betroffen. Ist sein Jahresgehalt von vier bis fünf Millionen Euro also gerecht, hat er es verdient? Ein Kommentar von Moritz Döbler

Es ist schon eine ungerechte Welt. Der eine ist Ende 30, fährt ziemlich gut Auto und hat damit bislang 600 Millionen Euro verdient. Der andere ist sogar erst 29, kommt aus Würzburg, wirft beruflich Bälle in einen Korb und kassiert dafür rund zehn Millionen Euro pro Jahr. Oder erst die drei Typen, die ein paar Kreuze an der richtigen Stelle gemacht haben und jetzt jeder um gut 15 Millionen Euro reicher sind. Genau, man darf, man muss bei Michael Schumacher, Dirk Nowitzki und den Jackpot-Knackern neidisch sein.

Und auch bei Topmanagern, die Millionen verdienen. Wie bei Schumacher und Nowitzki bestimmt deren Gehälter nicht der Gesetzgeber, sondern die Nachfrage. Anders als bei Schumacher und Nowitzki können ihre Entscheidungen aber erhebliche materielle Folgen für das Leben von vielen Menschen haben. Wenn zum Beispiel ein gewisser Peter Löscher sich irrt, ist am Ende eine halbe Million Siemensianer in aller Welt betroffen. Ist sein Jahresgehalt von vier bis fünf Millionen Euro also gerecht, hat er es verdient? Abseits vom gebotenen Neid fällt es schwer, das zu entscheiden. Es gibt keine abstrakten Maßstäbe. Aber ins Gewicht fällt sein Salär weder bei einem Konzern mit einem Umsatz von über 70 000 Millionen Euro noch in einem reichen Industrieland mit rund 40 Millionen Arbeitnehmern.

An den fehlenden Maßstäben muss auch die SPD scheitern. Selbst wenn sie sich wahlkampfrhetorisch auf die Begrenzung von Managergehältern festlegen sollte, absolute Beträge oder Gehaltsrelationen wird selbst sie kaum ins Gesetzesblatt bringen wollen. Hoffentlich – es wäre jedenfalls eine Verschwendung von gesetzgeberischen Ressourcen, und es würde dem Wettbewerb schaden.

Mit der geforderten Transparenz sieht es anders aus. Alle börsennotierten Unternehmen sollten sich dazu durchringen, die Vorstandsgehälter individuell offenzulegen. Nebenbei sei aber bemerkt, dass viele, die das jetzt fordern, verhindert haben, dass im Bundestag eine genauso hohe Transparenz herrscht. Sinnvoller als jede Neiddebatte wäre es, wenn die Unternehmen die Managergehälter nicht mehr gar so eng an den Aktienkurs koppelten. Dann würde nämlich kurzfristiges Denken weniger stark belohnt und geschasste Vorstandschefs profitierten nicht mehr so stark von ihrer eigenen, den Aktienkurs steigernden Absetzung. Auch da hat der Gesetzgeber allerdings nichts zu melden.

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