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Martin Hoffmann, Intendant der Philharmoniker: "Wir wollen Klassik nicht popularisieren"

Er kreierte das Unterhaltungsformat "Bauer sucht Frau", jetzt ist Martin Hoffmann Intendant der Philharmoniker. Ein Porträt.

Als Martin Hoffmann noch Produzent fürs Unterhaltungsfernsehen war, durfte er richtig stolz sein auf „Bauer sucht Frau“. Denn das von ihm entwickelte Format ist ein echter Quotenknaller. Jetzt aber hängt ihm die Landwirte-Lovestory wie ein Klotz am Bein. Mit Beginn dieser Spielzeit ist er nämlich Intendant des edelsten Künstlerkollektivs, das die deutsche Kulturnation zu bieten hat: der Berliner Philharmoniker. Dass in den meisten Feuilletons dennoch hinter seinem Namen stets in Klammern „Bauer sucht Frau“ angefügt wird, ist ungerecht: Denn der 49-Jährige ist ein prototypischer Bildungsbürger. Von seinen Eltern hat Martin Hoffmann jenen Willen zum sozialen Aufstieg eingeimpft bekommen, der heute vielen Menschen aus einfachen Verhältnissen abzugehen scheint. Um auf dem humanistische Gymnasium in Heidelberg bestehen zu können, trainiert er sich seinen ländlichen Akzent ab, studiert dann Jura, steigt bei Sat 1 ein, arbeitet sich schnell hoch bis zum Geschäftsführer. Nach der Übernahme des Senders durch Haim Saban wird er 2003 entlassen, kurz darauf verlässt auch sein Freund Harald Schmidt Sat 1. Zuletzt leitete Hoffmann die Produktionsfirma MME mit mehreren hundert Angestellten.

Als treuer Philharmoniker-Abonnent hat Martin Hoffmann miterlebt, wie sich die Musiker unter ihrem Chef Simon Rattle in den letzten Jahren eine neue stilistische Vielseitigkeit erarbeiten konnten. Gleichzeitig diskutierten sie aber auch jenseits der Bühne intensiv darüber, welche Herausforderungen im 21. Jahrhundert auf alle klassischen Sinfonieorchester zukommen werden. Um auf dem diversifizierten Freizeitmarkt bestehen zu können, setzten die Philharmoniker auf zweierlei: Den intensiven, nachhaltigen Kontakt zu jungen Menschen – und eine massive mediale Präsenz. Da war es nur folgerichtig, sich als Nachfolger für Intendantin Pamela Rosenberg einen Manager aus der Kreativindustrie zu holen.

Martin Hoffmann hat auch schon jede Menge Ideen für seinen neuen Job: Er will mit der Berlinale und der Nationalgalerie kooperieren, ein Zusatzgebäude auf dem Kulturforum errichten und orchestereigene Musiktheaterproduktionen in den Opernhäusern der Stadt organisieren. Mal sehen, wie schnell er in seiner Euphorie von den Philharmonikern ausgebremst wird, die penibel darauf achten, dass ihnen keiner in ihre verbrieften Selbstbestimmungsrechte hineinfunkt.

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