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Wie stark ist die Deutsche Sprache in Gefahr?

© dpa

Matthies meint: Braucht die deutsche Sprache einen Rettungsschirm?

"Es ist wichtiger, die Deutsche Sprache zu retten, als den Euro", sagt der Verband Deutsche Sprache. Ein Sprachrettungsschirm wäre eigentlich keine schlechte Idee, meint Bernd Matthies. Und zum Beweis muss Finanzminister Schäuble herhalten.

Nicht, dass das wieder unbemerkt an uns vorübergeht: Heute begehen wir den Tag der deutschen Sprache. Wer jetzt fragt: „Was für ein Event ist das denn?“, der trifft die Erfinder vom Verein Deutsche Sprache (VDS) genau ins Herz, denn dieser Tag, immer am zweiten September-Sonnabend, ist vom Ansatz her eher ein Tag der nicht englischen Sprache. Der Verein macht keine Gefangenen, sondern prangert gleich ohne Gnade an, zuletzt den Karstadt-Chef Andrew Jennings, der als Engländer vermutlich etwas verblüfft darüber war, dass er nun der „Sprachpanscher des Jahres“ sein soll: In seinen Kaufhäusern wird mit Begriffen wie „Midseason Sale“ geworben, obwohl doch klangschöne deutsche Alternativen wie „Zwischensaison-Ausverkauf“ bereitstehen. Es gibt Wichtigeres, wird Jennings vermutlich sagen. Aber hat er damit recht? Keineswegs, meint die VDS-Zeitschrift „Deutsche Sprachwelt“ und greift gleich ganz oben ins Regal: „Es ist wichtiger, die deutsche Sprache als den Euro zu retten“. Der Satz steht jetzt mal so im Raum, ergibt aber unbehandelt wenig Sinn. Viele wollen den Euro sowieso loswerden, andere meinen, dass die deutsche Sprache trotz Karstadt genauso wenig gefährdet sei wie das australische Känguru. Also muss ein Beweis her, und den hat Finanzminister Schäuble anzutreten. Der redet zwar normalerweise anglizismenfreien Klartext, aber, so haben die Sprachschützer beobachtet, nicht in EU-Gremien. Dort spreche er ein „schwer verständliches Englisch, selbst wenn er auf Deutsch angesprochen werde“.

Schäuble, so ist anzunehmen, möchte einfach nett sein zu den Leuten von der EU, traut eventuell den Dolmetschern nicht, deren Konferenz-Kauderwelsch noch schwerer verständlich ist. Ihm käme vermutlich nicht in den Sinn, zu fordern, was der VDS möchte: Als „Entschädigung für den milliardenschweren Rettungsschirm“ solle Deutsch in der EU endlich gleichrangig mit Englisch werden. Ein an sich bescheidener Vorschlag, dieser Rettungsschirm für die deutsche Sprache, denn mal im Ernst: Was tun die Engländer für den Euro? Womit verdienen sie sich ihre Sprache? Und angesichts der hohen Nehmerqualitäten der Griechen liegt auch die Frage nahe, mit welchem Recht sie eigentlich noch Griechisch sprechen. Redeten sie endlich deutsch, würden wir sie und ihre Winkelzüge besser verstehen. Diese Entschädigung muss bei so viel Kohle eigentlich drin sein.

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