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Meinung: Matthies meint: Eisberg übergelaufen

Manch altgedientem Kämpfer treten noch immer Tränen in die augen, denkt er an Heinz Klunckers zweistellige Lohnabschlüsse. Doch für solche Fischzüge braucht man die Unterstützung der werktätigen Massen, und die zeigen sich harthörig dieser Tage.

Manch altgedientem Kämpfer treten noch immer Tränen in die augen, denkt er an Heinz Klunckers zweistellige Lohnabschlüsse. Doch für solche Fischzüge braucht man die Unterstützung der werktätigen Massen, und die zeigen sich harthörig dieser Tage. Über die Hälfte der Deutschen findet Aufmärsche zum Tag der Arbeit unzeitgemäß, selbst mitmachen würden überhaupt nur noch elf Prozent. "Ihr da oben - wir da unten" funktioniert nicht mehr, seit die da oben auch keine anderen Ideen haben als wir da unten, und die Kiste mit den ausgedienten Floskeln quillt über. Also müssen neue her, damit wenigstens verbale Geschäftigkeit herrscht und der Kampftag nicht ganz den Autonomen überlassen bleibt. So teilt der Berliner DGB anlässlich seiner Absage des Spitzengesprächs mit dem Innensenator mit, die geplanten Sparmaßnahmen hätten "das Fass des Zumutbaren zum Überlaufen gebracht". Das ist fein beobachtet: Da steht nun das Fass, voll bis obenhin, in einer Lache des Zumutbaren, und statt den Scheuerlappen der Gerechtigkeit zu holen, kriegt der Senator nasse Füße. Mit so einem kann man natürlich nicht reden, jedenfalls nicht vor dem 1. Mai. Hinterher zeigt sich dann, ob das Fass unter den Teppich fiskalischer Sachzwänge gekehrt werden muss - oder nur die Spitze des Eisbergs sozialer Kälte war.

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