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Meinung: Matthies meint: Rettet den Zusammenhang!

Es wird Zeit, den guten alten Zusammenhang ein wenig in Schutz zu nehmen. Er stiftet Sinn, hält Kontakt und ist letzten Endes der Hauptverantwortliche dafür, dass nicht ewig alles auseinanderfällt, dieweil er ja sonst Auseinanderhang hieße.

Es wird Zeit, den guten alten Zusammenhang ein wenig in Schutz zu nehmen. Er stiftet Sinn, hält Kontakt und ist letzten Endes der Hauptverantwortliche dafür, dass nicht ewig alles auseinanderfällt, dieweil er ja sonst Auseinanderhang hieße. Dennoch wird er bedroht, und die Bedroher sind wir, die Journalisten. Immer reißen wir alles mutwillig aus ihm raus, fleddern seinen Inhalt und spitzen die Teile heimtückisch zu. "Missverständlich zitiert, aus dem Zusammenhang gerissen" - vermutlich die am häufigsten benutzte Wendung der letzten Woche. Es ist ja so: Politiker reden viel, wenn die Lage ernst ist, und sie reden bei dieser Gelegenheit manchmal Mist. Entweder echten, stinkenden Mist, oder die Wahrheit, die nur gerade nicht angesagt ist. Nehmen wir Peter Struck, der den Grünen droht und Ärger kriegt: "Das Interview Strucks ist offensichtlich in sehr zugespitzter Form weiterverbreitet worden", sagt der Regierungssprecher. Senatorin Goehler und ihre Phallus-Symbole - aus dem Zusammenhang gerissen. Silvio Berlusconi beschimpft die muslimische Welt - aus dem Zusammenhang gerissen, schlecht interpretiert, falsch verstanden. Eines Tages wird uns ein Mächtiger dadurch verblüffen, dass er mitteilt, er habe Blödsinn geredet und wolle sich dafür entschuldigen. Dann allerdings haben wir wirklich das Ende der Geschichte erreicht.

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