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Meinung: Matthies meint: Wozu Adel verpflichtet

Die beste Meldung des gestrigen Tages kam aus Regensburg. Gloria von Thurn und Taxis hat festgestellt, dass sie besser nicht mehr in Talk-Shows auftreten sollte.

Die beste Meldung des gestrigen Tages kam aus Regensburg. Gloria von Thurn und Taxis hat festgestellt, dass sie besser nicht mehr in Talk-Shows auftreten sollte. Das ist eine gute Idee angesichts ihrer Analyse des Sexualverhaltens schwarzer Afrikaner, und sie könnte nun einfach schweigen. Doch das Interview ist länger als ein Satz, und deswegen muss sie uns auch noch mit Bedauern mitteilen, sie habe sich "missverständlich ausgedrückt". Missverständlich? Die Aussage war ganz klar: Der Afrikaner hat Aids, weil er wegen des heißen Klimas drunten zu viel schnackselt. Daran war nichts misszuverstehen, zumal der Moderator Friedman noch nachgefragt hat. Typisch degenerierter Adel? Es wäre hübsch, auf diesem Thema ein wenig herumzureiten, lägen die Dinge nicht ganz anders: Es gibt in Deutschland keinen Adel mehr. Auch wenn gleich mehrere Nachrichtenagenturen gestern wieder untertänigst die Äußerungen von "Fürstin Gloria" kolportiert haben, sollte dieser Umstand nicht ganz aus den Augen gelassen werden. Es ist vielmehr so, dass in Deutschland eine sog. repräsentative Demokratie herrscht, die es jedem Staatsbürger unabhängig von seinem Stammbaum erlaubt, so viel Mist zu reden, wie er nur will. Umgekehrt ist es allen, auch Angehörigen des früheren Adels, verboten, z.B. Fotografen zu verprügeln, was nicht alle wissen. Vorschlag zur Güte: Wir lassen den Adel befristet wieder zu. Alle Mitglieder verpflichten sich dafür, niemals ein Interview zu geben, keine Talkshow zu besuchen und nie einen Fotografen zu schlagen. Und Schnackseln kommt natürlich überhaupt nicht mehr in Frage.

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