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Meinung: Matthies meint: Zum Frühstück Kakerlaken

Es scheint, als gehe den Deutschen allmählich die Hegemonie beim Ausdenken neuer Programmformen aus. Denn jene Sendung, die wir eigentlich in Berlin oder Leipzig erwartet hätten, wird nun von einem Radiosender in London gestartet: Ein Mann und eine Frau, die sich zuvor nie gesehen haben, werden mit Handschellen aneinander gefesselt und müssen eine Woche lang zusammen aushalten, auch auf dem Klo und im Bett.

Es scheint, als gehe den Deutschen allmählich die Hegemonie beim Ausdenken neuer Programmformen aus. Denn jene Sendung, die wir eigentlich in Berlin oder Leipzig erwartet hätten, wird nun von einem Radiosender in London gestartet: Ein Mann und eine Frau, die sich zuvor nie gesehen haben, werden mit Handschellen aneinander gefesselt und müssen eine Woche lang zusammen aushalten, auch auf dem Klo und im Bett. Das ist lustig, nicht wahr? Dennoch ist das Absinken solch telegener Konzepte in den Hörfunk ein gewisses Alarmsignal, zumal der Kampf um die Quote immer härter wird. Bei "Big Brother" mussten sie am Dienstag als "Tagesaufgabe" Kakerlaken, Heuschrecken und lebende Mehlwürmer essen, was aber nichts geholfen hat - der Preis für Werbespots in der Sendung wird um 28 Prozent gesenkt. RTL hat jetzt seine schärfste Werbewaffe ins Feld führen lassen, nämlich ein Prüfverfahren der Medienaufsicht. Doch wenn das Ergebnis da ist, sind die Insekten längst weggesendet, die tapferen Esser hinausgeworfen. Was tut der Zuschauer? Im Odenwald haben sich jetzt 650 von ihnen einem Boykottaufruf ihrer Kirchengemeinde gegen derlei Sendungen angeschlossen. Rührend, gewiss. Aber viele Millionen Deutsche boykottieren schon jetzt. Ganz ohne Kirche.

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