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"Radio Mullah": Aufzeichnung einer Predigt von Maulana Fazlullah

© AFP

Maulana Fazlullah: Taliban wählen radikalen Hassprediger zum Anführer

Zuletzt deutete alles auf Gespräche zwischen Pakistan und den Taliban hin - doch zuletzt töteten auch immer wieder US-Drohnen führende Taliban. Nun haben die Islamisten den fanatischen Fazlullah zu ihrem neuen Anführer gewählt. Das dürfte die Beziehungen zu Pakistan radikal ändern.

Er gilt als noch blutrünstiger, fanatischer und mitleidsloser als sein Vorgänger und soll den Anschlag auf die damals erst 15-jährige Kinderaktivistin Malala befohlen haben. Nun wählten Pakistans Taliban ausgerechnet den radikalen Hassprediger Mullah Fazlullah zum neuen Anführer ihres Dachverbandes Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP).

Er folgt Hakimullah Mehsud, der vor einer Woche von einer US-Drohne getötet worden war. Das ist ein schwerer Rückschlag, wahrscheinlich sogar das Aus für die von der neuen Regierung unter Nawaz Sharif angestrebten Friedensgespräche. Experten fürchten eine Welle tödlicher Terroranschläge. Fazlullah schloss Verhandlungen aus und drohte dem Militär und der Regierungspartei von Sharif mit einem blutigen Rachefeldzug für den Tod Mehsuds. Mit der Wahl von „Radio Mullah“ , wie er wegen seiner Hetztiraden über illegale Radiosender auch genannt wird, droht eine weitere Radikalisierung. Fazlullah will einen Staat mit islamischer Rechtssprechung, hasst die USA, ist gegen weibliche Bildung und wird für zahlreiche Morde an Mitarbeitern einer Polio- Impfkampagne verantwortlich gemacht. Er ließ gefangene Militärs hinrichten, Frauen auspeitschen und Schulen niederbrennen.

„Das Reden über Frieden zwischen Pakistan und den Taliban ist nur eine Falle unserer Feinde und soll die Massen täuschen“, ließ er umgehend erklären. Dagegen hatte sich der getötete Mehsud angeblich jüngst zu Gesprächen bereit erklärt. Doch einen Tag, bevor eine Delegation ihm angeblich eine offizielle Einladung der Regierung überreichen wollte, war er von einer US-Drohne getötet worden.

Die Rolle Pakistans dabei ist undurchsichtig. Dessen Führung hat die Drohnenanschläge zwar immer kritisiert, aber über Jahre heimlich geduldet. Doch der im Mai gewählte neue Regierungschef Sharif hatte die USA gebeten, die Drohnen zu stoppen, um den Friedensprozess nicht zu torpedieren.

Fazlullah, der zwischen 35 und 39 Jahre alt sein soll und von dem es kaum Bilder gibt, ist der erste TTP-Chef, der nicht aus der Talibanhochburg Wasiristan stammt. Er war bisher Taliban-Chef im Swat-Tal und hatte die Region von 2007 bis 2009 unter sein brutales Regime gebracht, bevor das Militär sie zurückeroberte. Angeblich hält er sich in Afghanistan versteckt. Unklar ist, ob Fazlullah alle TTP-Gruppen hinter sich hat, vor allem ob ihm der mächtige Mehsud-Clan Gehorsam leisten wird.

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