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Meinung: Nachhilfe für den Senat

Ironie des Schicksals könnte man nennen, was Bildungssenator Klaus Böger in diesen Tagen widerfährt: Seine Koalition streicht 1100 Erzieherstellen, und just muss er verkünden, dass in Berlins Kitas zu wenig gelernt wird. Denn die Kinder können noch nach jahrelangem Kita-Besuch kaum Deutsch.

Ironie des Schicksals könnte man nennen, was Bildungssenator Klaus Böger in diesen Tagen widerfährt: Seine Koalition streicht 1100 Erzieherstellen, und just muss er verkünden, dass in Berlins Kitas zu wenig gelernt wird. Denn die Kinder können noch nach jahrelangem Kita-Besuch kaum Deutsch. Dies jedenfalls ist das Ergebnis einer Sprachstandsmessung in den sozial besonders belasteten Innenstadtbezirken mit hoher Ausländerrate. Böger selbst hat diese Untersuchung gewollt, weil er endlich genaue Daten braucht, um die knappen Mittel für Sprachförderung in den Schulen gezielter einsetzen zu können. Dies ist lobenswert und war längst überfällig. Denn schwammige Klagen über die schwierigen Bedingungen helfen nicht weiter. Was wir brauchten, war diese umfassende Bestandsaufnahme, die uns auch zeigt, dass selbst die Hälfte der deutschen Kinder nicht ohne zusätzliche Förderung auskommen kann. Nun aber müssen Taten folgen. Es kann nicht sein, dass nur ein paar Dutzend Lehrer pro Jahr eine Fortbildung im Fach „Deutsch als Zweitsprache“ erhalten. Es kann nicht sein, dass die zusätzlichen Förderstunden immer als Steinbruch für den Vertretungsunterricht genutzt werden. Den größten Handlungsbedarf aber gibt es im vorschulischen Bereich: Wenn 97 Prozent der 10 000 untersuchten Kinder vorher eine Kita oder Vorschule besuchten und trotzdem primitivste Fertigkeiten nicht beherrschen, ist etwas faul am System. Es ist höchste Zeit, Kitas nicht mehr wie Betreuungs-, sondern wie Bildungseinrichtungen auszustatten. Dies aber muss auch den Haushältern der rot-roten Koalition erklärt werden. sve

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