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Meinung: Näher an die Wirklichkeit

Erst Siemens, jetzt DaimlerChrysler: Überall wird den Arbeitnehmern in die Tasche gegriffen. Nein, so einfach lassen sich die Dinge nicht über einen Kamm scheren.

Erst Siemens, jetzt DaimlerChrysler: Überall wird den Arbeitnehmern in die Tasche gegriffen. Nein, so einfach lassen sich die Dinge nicht über einen Kamm scheren. Bei Siemens arbeiten die Handy-Hersteller länger und für weniger Geld, damit ihr Arbeitsplatz nicht nach Ungarn verlegt wird, wo das Unternehmen viel profitabler Handys bauen könnte. Ein einzigartiger Fall: Eine Fertigung, die sich eigentlich nicht mehr in Deutschland rentiert, bleibt zumindest für zwei Jahre in einer strukturschwachen Gegend, weil sich Unternehmen und Gewerkschaft auf einen Interessenausgleich geeinigt haben. Bei Daimler-Chrysler ist das anders. Zwar droht das Unternehmen auch in Baden-Württemberg mit dem Verlust tausender Arbeitsplätze. Aber dabei geht es um eine Annäherung an die Realität, um die sich auch die verwöhnten baden-württembergischen Metaller nicht herumdrücken können. Für jede Stunde Bandarbeit gibt es eine fünfminütige bezahlte Pause; um 12 Uhr mittags beginnt die Spätschicht mit einem Zuschlag von 20 Prozent; nach 19 Uhr sind 30 Prozent zu zahlen. In Baden-Württemberg gibt es drei Feiertage mehr als in Bremen, wo man die nächste C-Klasse ebenfalls bauen könnte; das erhöht nicht gerade die Attraktivität des Stammwerks in Sindelfingen. 500 Millionen Euro Kostenentlastung pro Jahr fordert das Unternehmen von den Mitarbeitern, die wollen 180 Millionen geben. Das wird nicht reichen. Fünf Minuten Pinkelpause nach jeder Stunde stammen aus einer anderen Zeit. alf

Seiten 1 und 15

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