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Naher Osten: Der Wind dreht sich

Keine guten Nachrichten für Hisbollah und ihre iranischen Terrorsponsoren: Wie es aussieht, hat das Sondertribunal in Den Haag die Mörder von Ex-Premier Rafik Hariri in ihren Reihen ausgemacht.

Wenn im Herbst die Ermittlungen in offizielle Anklagen münden, entstünde nicht nur im Libanon eine heikle Lage, auch der Heldenruf der Hisbollah auf der arabischen Straße wäre dahin. Denn Hariri ist auch fünf Jahre nach seinem Bombentod noch ausgesprochen populär. Und Scheich Hassan Nasrallah spürt, dass sich der Wind dreht. Nervös greift er darum in die ganz große Verschwörungskiste. Das Tribunal nannte er ein „Projekt Israels“, die Ermittlungen einen Versuch, Hisbollah nun auf juristischem Feld anzugreifen, nachdem das 2006 auf militärischem Feld gescheitert sei.

Damals nach dem Libanonkrieg war Nasrallah in der Region populär. Doch der libanesische Beinahe-Bürgerkrieg im Mai 2008, aber auch das blutige Vorgehen des iranischen Regimes gegen das eigene Volk sowie das aggressive Atomgehabe Teherans zeigen Wirkung. Seit der vierten UN-Sanktionsrunde gehen die Vereinigten Arabischen Emirate erstmals ernsthaft gegen den Schmuggel von Embargogütern via Dubai vor. Praktisch alle Golfstaaten lassen sich dieser Tage von den USA ihre Militärjets nachrüsten oder auf heimischem Territorium Patriot-Abwehrraketen aufstellen.

Denn allen Regierungszentralen am Golf ist inzwischen klar: Wenn der internationale Druck diesmal nicht zieht, bleiben für sie am Ende nur zwei schlechte Optionen. Kommt es zu einer militärischen Konfrontation mit dem Iran, könnte sich die Islamische Republik als Erstes an die reichen Golfstaaten und deren wertvolle Ölinstallationen halten. Setzt sich Teheran dagegen mit dem Bau einer Atombombe durch, steigt Iran zur regionalen Supermacht auf und wird bald den arabischen Nachbarn seinen Willen aufzwingen können.

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