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Nato-Offensive in Afghanistan: Taliban in der Defensive

Die Nummer zwei der Taliban, Mullah Baradar, wurde verhaftet. Das nährt die Hoffnung, dass Pakistan sich endlich entschließt, die Rebellen fallen zu lassen.

Von Frank Jansen

Es gibt viele hässliche Meldungen vom Kampf der westlichen Truppen gegen die Taliban. Bei der am Wochenende gestarteten Offensive gegen die Rebellen sind bereits Zivilisten getötet worden, durch einen Luftangriff abseits der Operation kamen ebenfalls Afghanen ums Leben, die offenbar nicht zu den Taliban gehörten. Die Liste der unschuldigen Opfer dieses Krieges wird von Jahr zu Jahr länger, auch die Bundeswehr hat dazu mit dem von Oberst Klein angeforderten Luftschlag gegen zwei Tanklaster bei Kundus beigetragen. Da ist offenbar eine Erfolgsmeldung erforderlich, um Sinn und Notwendigkeit des Einsatzes der westlichen Allianz wieder in den Vordergrund zu rücken. Die „New York Times“ und offizielle Quellen berichten nun, die Nummer zwei der Taliban, Mullah Baradar, sei in der pakistanischen Hafenstadt Karatschi festgenommen worden.

Ist das nur Propaganda, um die Meldungen über zivile Opfer militärischer Angriffe zu überblenden? Wohl kaum. Amerikaner und Pakistaner wissen genau, dass die Festnahme hochrangiger Taliban- und Al- Qaida-Kämpfer keinen Kritiker des Krieges in Afghanistan verstummen lässt. Bemerkenswert ist vielmehr, dass sich der pakistanische Geheimdienst ISI offenbar überwunden hat, im eigenen Land mit den Amerikanern den Taliban einen schweren Schlag zu versetzen. Sollte der ISI, der bislang den afghanischen Taliban nicht wehtun wollte, seinen Kurs geändert haben?

Das wäre ein Paradigmenwechsel, der enorme Folgen haben könnte. Würde Pakistan mit ganzer Macht dem Terrornetz entgegentreten, wären endlich größere Erfolge denkbar – bis hin zur Festnahme oder Tötung von Taliban-Chef Mullah Omar, der sich in der pakistanischen Stadt Quetta versteckt halten soll, sowie von Osama bin Laden und seinem Stellvertreter Aiman al Sawahiri, die sich im Grenzgebiet zu Afghanistan aufhalten. Noch ist es nicht so weit, doch die Hoffnung, der Kampf gegen den Terror werde nun effektiver geführt, wird durch die Meldung genährt, Mullah Baradar sei aus dem Verkehr gezogen worden. Selbst wenn er, wie bei Terrorgruppen üblich, rasch ersetzt wird. Unschlagbar sind die Taliban nicht. Allerdings muss Pakistan sich endlich entschließen, die Rebellen komplett fallen zu lassen.

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