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Nicolás Maduro:: „Loyalität über den Tod hinaus“

Er war Busfahrer und dann der treue Gefährte des Comandante. Deshalb könnte Nicolas Maduro nun Präsident Venezuelas werden. Ein Porträt.

Früher wirkte er wie ein unbeholfener Teddybär. Doch in den vergangenen drei Monaten hat Nicolás Maduro viel dazugelernt. Inzwischen imitiert der Kronprinz sein großes Vorbild Hugo Chávez immer besser. Er brachte es vom Busfahrer zur Nummer zwei und gilt nun als aussichtsreichster Kandidat bei der Präsidentschaftswahl am 14. April – eine beachtliche Karriere. Immer wieder hat die bürgerliche Opposition gelästert über den fehlenden Universitätsabschluss des 1,90 Meter großen, kräftigen Schnauzbartträgers. Über seine rüde Sprache und die legeren Klamotten. Doch Maduro hat bewiesen, dass er andere Qualitäten besitzt: eine ungezwungene Art, politische Durchsetzungsfähigkeit und vor allem Loyalität. In den letzten eineinhalb Jahren war der 50-Jährige stets an der Seite des krebskranken Chávez. Die Freundschaft der beiden ist aber schon viel älter.

Kennengelernt haben sie sich nach Chávez’ gescheitertem Putsch 1992. Maduro, Sohn eines Gründers der sozialdemokratischen Partei AD, war damals Busfahrer, sozialistisch-maoistischer Gewerkschaftsführer, Hobby-Baseballspieler und wegen seiner Statur auch ab und an Bodyguard politisch engagierter Gesinnungsgenossen. Zusammen mit seiner neun Jahre älteren Frau, der Anwältin, ehemaligen Parlamentspräsidentin und heutigen Generalstaatsanwältin Cilia Flores besuchte er Chávez im Gefängnis. Gemeinsam fachsimpelten sie stundenlang und schmiedeten Pläne für ein sozialistisches Venezuela. Die Sympathie war gegenseitig, doch im Gegensatz zu vielen anderen Weggefährten, die sich später mit Chávez überwarfen, ergab sich Maduro widerspruchslos der Führerschaft des acht Jahre älteren Militärs. Im Präsidentschaftswahlkampf 1998 war er einer der Koordinatoren in Chávez’ siegreichem Wahlkampf.

2006 ernannte ihn Chávez zum Außenminister. Fortan tauschte er Jeans und Lederjacke gegen Anzüge und edle Rolex-Uhren. Sechs Jahre behielt ihn Chávez, der sonst ständig seine Minister auswechselte. Im Oktober, nach seiner Wiederwahl und den Tod schon im Nacken, machte er Maduro zum Vizepräsidenten, dem verfassungsmäßig die Nachfolge zusteht. Maduro ist kein charismatischer Redner, gilt aber als jovial und umgänglich. Seine Popularität speist sich vor allem daraus, dass ihn Chávez selbst als Nachfolger ausgewählt hat. Bei der Trauerfeier schwor Maduro dem verstorbenen Präsidenten „Loyalität über den Tod hinaus“. Sandra Weiss

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