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Will den Schutzhelm nicht ablegen. Norbert Röttgen, hier beim Besuch der Asse, hält sich alle Möglichkeiten offen für den Fall, dass er im NRW-Wahlkampf unterliegt.

© dpa

NRW-Wahl: Norbert Röttgen tappt womöglich in die Künast-Falle

Norbert Röttgen will sich nicht entscheiden. Für den Fall einer Niederlage in Nordrhein-Westfalen will er sich Optionen im Bund offen halten. Doch wer eine Rückfahrkarte in die Komfortzone löst, zeigt Schwäche.

Was für eine Chance! Norbert Röttgen, stellvertretender CDU- Bundesvorsitzender und Bundesumweltminister, kann in die allererste Riege der Unionspolitiker vorrücken: in die der Kanzlerkandidaten nach Angela Merkel. Denn das ist, was sich mit dem Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen verbindet.

Das Bundesland ist groß und bedeutend und stellt eben deshalb auch in allen politischen Parteien ein Drittel aller Delegierten. Gegen NRW, ob in bundespolitischen Fragen oder in landespolitischen oder in parteipolitischen, geht wenig bis nichts. Warum sonst würde beispielsweise Christian Lindner als Hoffnungsträger für die FDP nach Nordrhein-Westfalen gehen? Wer dort gewinnt, der gewinnt für die Partei und zugleich für sich.

Wenn das aber so ist, dann muss der, der gewinnen will, dem gebührend Ausdruck verleihen. Mal so ausgedrückt: Wenn das Herz für NRW schlägt, dann gehört der, der das behauptet, auch dahin – mit ganzem Herzen. Norbert Röttgen muss sehr aufpassen, dass er sich nicht schon vor dem Wahlkampf um gute Aussichten klügelt oder übertaktiert. Natürlich ist ein Bundesminister ein Bundesminister und wird auch so empfangen; der Respekt ist größer. Aber Respekt leitet sich nicht allein vom Amt ab.

Hinzu kommt, dass der Umweltminister für Nordrhein-Westfalen beim direkten Atomausstieg eher nicht so entscheidend ist, seine Akzente werden eher andernorts als wichtig wahrgenommen. Wenn überhaupt: Man kann auch argumentieren, dass die Energiewende bereits gescheitert ist und für den Umweltminister keine Lorbeeren mehr bereithält. Höchstens bei der Suche nach einem neuen Atommüllager könnte er etwas tun, das wichtig wäre als Folge des Atomausstiegs; nur kommt Röttgen dazu sowieso nicht, weil er wahlkämpfen muss. Und das muss er in erster Line. Denn eine neue Niederlage in diesem Bundesland würde die CDU im gesamten Bundesgebiet hart treffen. Es würde womöglich eine Neuwahl auch für den Bundestag nach sich ziehen; das war ja schon einmal so.

Das heißt: Röttgen kann nicht alles haben, nicht das Umweltressort führen und die NRW-CDU gut anführen. Er muss sich entscheiden. Ein Kompromiss bleibt deshalb eine schwache Lösung, weil das Signal diese Schwäche zeigte: Hier will einer wohl eine Rückfahrkarte in die Komfortzone haben, will nicht alles einsetzen, glaubt nicht an seine eigenen Worte vom möglichen Sieg, sondern hat nur keine Lust auf die harten Bänke der Opposition, der Regierung im Wartestand. Das Bekenntnis ist wichtig. Hier lauert die Künast-Falle. Renate Künast scheiterte in Berlin als Spitzenkandidatin der Grünen auch daran.

Das sollte einer wie Norbert Röttgen, der ein Schnelldenker ist, aber auch im Ruf steht, das andere merken zu lassen, wissen. Er müsste dann entsprechend handeln. Umwege können ja auch ein Weg zur Macht sein. Und wie sagt ein altes Sprichwort: Lieber der Erste in der Provinz als der Zweite in Rom. Zumal das bekanntlich nicht immer so bleiben muss.

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