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Österreichs Außenminister: Wiens Wunderwuzzi

Er galt als politischer Schicki-Micki-Bub. Doch als Integrationsstaatssekretär hat Sebastian Kurz eine gute Figur gemacht. Jetzt wird der 27-jährige der jüngste Außenminister der Welt.

In Österreich kursiert bereits ein Witz über den künftigen Außenminister: Sebastian Kurz betritt die Generalversammlung der UN und Ban Ki-moon fragt den 27-Jährigen: „Und wann kommt dein Chef?“ Der redegewandte Wiener muss sich schon vor der Vereidigung am Montag Spott anhören. Die Vorauskritiken sind aber nicht mehr so beißend wie noch im April 2011, als er mit 24 Jahren zum Staatssekretär im Innenministerium und Integrationsbeauftragten der Regierung berufen wurde. Damals hieß es, der Bursche, der im Wiener Arbeiterbezirk Meidling aufgewachsen ist und sein Jura-Studium bis heute nicht beendet hat, sei ein ahnungsloser Karrierist. Er, der Lehrerssohn, sei ein bornierter Schicki-Micki-Bub, begabt zwar, aber ein- und ungebildet. Doch der Bundeschef der konservativen Jungen Volkspartei überraschte alle Skeptiker und wurde zu einem der beliebtesten Politiker des Landes. Bei den Wahlen Ende September bekam Kurz, der seine längeren Haare stets betont nach hinten gelt, sogar von allen Kandidaten in Österreich die meisten Vorzugsstimmen. ÖVP-Chef Michael Spindelegger traut seinem Politjungstar deshalb auch die internationale Aufgabe zu und machte Kurz zu seinem Nachfolger, denn der Vizekanzler wechselt ins Finanzministerium. Das jüngste Regierungsmitglied aller Zeiten in Österreich und der bald jüngste Außenminister der Welt bemühte sich schon bei seiner ersten politischen Aufgabe um Sachlichkeit und wurde im Wahlkampf gezielt eingesetzt gegen den auf die Schwarzen gerichteten Populismusvorwurf. Doch Kurz war nicht immer so. Als Chef der Jungen VP ist er in der Hauptstadt zunächst mit schrillen Kampagnen wie dem „Geil-O-Mobil“aufgefallen. Und als Schüler, so sagt er selbst, fiel er auf, weil er ein „wenig ausgeflippt“ war. „Ich bin herausfordernd gewesen“, umschreibt er seine bescheidenen Betragensnoten am Gymnasium. Fügt dann aber schnell hinzu: „Aber das war alles nicht dramatisch.“ Doch dann kam die Nominierung für das Innenressort und damit ein Schwall der Häme über sein Alter und nicht zuletzt seinen Namen. „Natürlich nimmt einen das mit“, sagt Kurz und verschränkt die Arme vor der Brust, aber er habe es erwartet. Jeder Fehler zähle doppelt, ist sein Fazit nach den ersten zweieinhalb Jahren und deshalb müsse man manchmal auch eine Spur fleißiger sein. „Wunderwuzzi“ nennen ihn deshalb die Medien in seiner Heimat. Ingo Hasewend

Ingo Hasewend

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