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Meinung: Ohne drei

Der Koordinationsrat der Muslime hat seine Bewährungsprobe nicht bestanden

Eine alte Skatweisheit lautet: Grand spielt man mit Assen, wenn man keine hat, muss man’s lassen. Auf die Idee, dass man die Asse in der Hand hat, sie aber bis zum Ende der Partie nicht ausspielt, käme vermutlich kein Skatbruder. Dazu hat es jetzt den „Koordinationsrat der Muslime“ (KRM) gebraucht. Seit Anfang des Monats die Pläne des Bundesinnenministers zur Neuauflage der Deutschen Islamkonferenz bekannt wurden, hatten die vier KRM-Verbände Bedenken geäußert. Und die waren im Großen und Ganzen berechtigt: Wieder hatte der Ministerialapparat Teilnehmerlisten und Stundenplan geschrieben, ohne sich mit den Muslimen selbst zu beraten, wieder hatte die Veranstaltung, die doch den Dialog mit dem Islam ankurbeln sollte, eine deutliche Schlagseite Richtung „Islamkritik“. Auf den zweitgrößten Verband der Muslime glaubte man hingegen verzichten zu können. Gegen Funktionäre der konservativen Milli Görüs, des wesentlichen Mitglieds des Islamrats, laufen Ermittlungsverfahren. Den Islamrat, befand Innenminister Thomas de Maizière, wolle er daher nicht mehr mit am Tisch haben.

Unter Interessenvertretern, die ihr Geschäft verstehen, hätten inhaltliche Bedenken, erst recht aber der Ausschluss eines von ihnen einen geradezu automatischen Vorgang ausgelöst. Ein Papier, das den Dissens festhält und höflich, aber bestimmt ein gemeinsames „So nicht“ formuliert, wäre ein Muss gewesen. Anders im KRM: Man debattiert wochenlang ergebnislos und schließlich kündigt einer der vier das gemeinsame Handeln sogar auf. Die staatlich-türkische Ditib will auch ohne Bedingungen dabei sein. De Maizière zeigte sich erfreut. Ditib am Tisch zu haben, die nach wie vor organisatorisch und finanziell von Ankara abhängt, scheint ihm, anders als der Islamrat, kein Problem zu sein.

Die Gründung des KRM war ein gelungenes Stück Politik. Trotz erheblicher Unterschiede zwischen biodeutschen, arabisch-, bosnisch-, türkischstämmigen Muslimen erkannte man die gemeinsamen Interessen und beschloss, sie gemeinsam zu vertreten. Was jetzt geschieht, ist das Gegenteil von Politik. Und es ist vorerst nicht abzusehen, was nach dieser vermasselten Probe aufs Exempel vom KRM überhaupt bleiben wird.

„Wir können auch ohne“ – sein einziges As hätte der KRM gar nicht ausspielen müssen, es hätte genügt, dass die andere Seite wusste, man sei dazu bereit. Und was wäre an einem Boykott der Konferenz – erst der Zentralrat der Muslime hat jetzt ein einsames „So nicht“ formuliert – durch die, die ihre wichtigsten Akteure sein müssten, so schlimm gewesen? Wer weiß, vielleicht hätte er richtig interessante Diskussionen über den deutschen Islam angestoßen.

Vielleicht sollte man Deutschlands Skatclubs künftig in die Integrationsarbeit einbeziehen.

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