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Meinung: Ohne jede Schwüle

„Im Mondlicht“ vom 28. März Ganz anders als Frederik Hanssen habe ich auf die „Salome“ reagiert, und zwar aus demselben Grund, den er kritisierte.

„Im Mondlicht“ vom 28. März

Ganz anders als Frederik Hanssen habe ich auf die „Salome“ reagiert, und zwar aus demselben Grund, den er kritisierte. Ich mochte diese Oper, die ich vor längerer Zeit gesehen hatte, nicht – wegen ihrer Schwülstigkeit. Warum ich sie mir ein weiteres Mal antat? Ich konnte zur Generalprobe gehen – auch überprüfe ich gern immer wieder meine Meinungen. Dieselbe Musik war hier so glasklar, so verständlich strukturiert, so aufregend und mitreißend ohne jede Schwüle, so lustvoll und sinnlich der Schleiertanz, dass ich mir vor lauter Begeisterung eine Karte für die zweite Aufführung beschaffte und sie ein weiteres Mal genoss. Ich gebe zu, dass mir die Gesangspartien in den Hintergrund gerieten, zumal ich in Block G fast hinter den Sängern saß. Der Jochanaan des William Doolay seinerzeit in der Deutschen Oper war allerdings, da stimme ich Herrn Hanssen zu, als wütender Prophet, der Salome wohl auch zum Selbstschutz auf Distanz hält, glaubhafter als hier der noble Verkünder. Aber mir geht es darum, auch und ganz besonders dieses Dirigat und diese Darbietung des Orchesters gelten zu lassen. Mir hat es einen neuen Zugang zu Richard Strauß ermöglicht.

Rotraut Lindenberger,

Berlin-Zehlendorf

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