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Meinung: Opec-Prozess: Ohne Rache

Wenn man manche Konservative über 68, Fischer und Gewalt reden hört, ist das eine kleine Zeitreise. Es ist der gleiche unerschütterlich selbstgerechte Sound, der gleiche gusseiserne Recht-und-Ordnung-Tonfall: Wir hatten gestern Recht, wir haben immer Recht.

Wenn man manche Konservative über 68, Fischer und Gewalt reden hört, ist das eine kleine Zeitreise. Es ist der gleiche unerschütterlich selbstgerechte Sound, der gleiche gusseiserne Recht-und-Ordnung-Tonfall: Wir hatten gestern Recht, wir haben immer Recht. Sehr deutsch, das alles. Auch deshalb ist das Urteil im Frankfurter Opec-Prozess erfreulich. Hans-Joachim Klein ist zu neun Jahren verurteilt worden, ein Jahr mehr als die Verteidigung wollte, fünf Jahre weniger als die Staatsanwälte gefordert hatten. Das ist - angesichts der Taten, vor allem des dreifachen gemeinschaftlichen Mordes - ein mildes Urteil. Und eines ohne Rache. Es zeigt, dass die deutsche Gesellschaft, trotz der derzeit in Mode gekommenen Vergangenheitsbesserwisserei, im liberaleren Heute angekommen ist. Das Gericht hat nicht nur die Kronzeugenregelung gelten lassen, sondern wohl auch Kleins Leben berücksichtigt. Seine problematische Kindheit, mehr noch seine öffentliche Abkehr vom Terror Ende der 70er. Fast 25 Jahre versteckte sich Klein in Frankreich. Es blieb Flucht, ein Leben wurde es nicht. Hätte er sich damals gestellt, wäre er wohl längst frei. Jetzt muss er ins Gefängnis. Doch dies ist eine Strafe mit absehbarem Ende. Nicht neun Jahre, sondern, wegen der U-Haft in Frankreich, eher drei Jahre lang.

sr

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