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Meinung: Operation Wüstensturm: Die Unruhe nach dem Sturm

Der Krieg ändert die Perspektive. Vorher, da bläht sich ein Problem bis zur Unerträglichkeit auf: in Bosnien und Kosovo die Bilder von Mordbrennerei und Vertreibung, am Golf vor zehn Jahren die Besetzung Kuwaits.

Der Krieg ändert die Perspektive. Vorher, da bläht sich ein Problem bis zur Unerträglichkeit auf: in Bosnien und Kosovo die Bilder von Mordbrennerei und Vertreibung, am Golf vor zehn Jahren die Besetzung Kuwaits. Ohne ein so zwingend erscheinendes Motiv würden Demokratien ihre Soldaten nicht ins Gefecht schicken. Nachher stellt sich vieles anders dar. Im besten Falle ist das Problem, das den Krieg auslöste, beseitigt. Nun aber rücken all die Probleme ins Zentrum, die er nicht gelöst hat - oft auch nicht geschaffen hat, es gab sie schon vor dem Krieg, aber nun treten sie verschärft hervor.

Heute vor zehn Jahren begann der "Wüstensturm" zur Befreiung Kuwaits. Irak hatte das Emirat im Sommer 1990 besetzt. Ein Krieg im Dienste der damals viel beschworenen "neuen Weltordnung": Der Ost-West-Konflikt hatte die Vereinten Nationen über Jahrzehnte gehindert, nach Invasionen wie in Ungarn 1956, Prag 1968, Afghanistan 1978 das Völkerrecht durchzusetzen. Diesmal blieb die Aggression nicht straflos. Durch Überwachung und Sanktionen wurde Saddam Hussein daran gehindert, ein Arsenal von atomaren und chemischen Massenvernichtungswaffen aufzubauen. Internationale Kontrolle und Flugverbot haben die Kriegsgefahr in der Region insgesamt eingedämmt. Weder droht ein neuer Waffengang des Irak mit Iran, noch mit einem der anderen Nachbarn. Ja, so viel wurde erreicht.

Aber zu welchem Preis! Der Golfkrieg hat den damals im Mittleren Osten relativ modernen Irak in die Rückständigkeit gebombt. Unter den Sanktionen leidet vor allem die Zivilbevölkerung, weniger das Regime. Die Minderheiten, die Schiiten im Süden und die Kurden im Norden, werden fürchterlich drangsaliert. Es ist nicht gelungen, eine politische Alternative zu Saddam Hussein aufzubauen. Da wächst eine verlorene Generation heran, denn woher soll in absehbarer Zeit eine Perspektive für die 22 Millionen Irakis kommen. Ja, so wenig wurde gelöst.

Ach ja, die deutsche Friedensbewegung mit ihren Bettlaken, damals: Tina (4) will kein Blut für Öl. Die Kehrseite der deutschen Abstinenz im Golfkrieg war die unvermeidliche Beteiligung am Nato-Krieg im Kosovo. Viele Friedensbewegte waren sogar dafür. Denn das war ein Krieg für Menschenrechte.

Ach ja, Kuwait: Das Emirat ist auch heute keine Demokratie, Frauen dürfen nicht wählen. - So viel. So wenig. Zehn Jahre danach.

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