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Ossi-Urteil: Eine von uns

Wo steckt er nur, der Ossi? In Berlin ist er fast verschwunden.

Wo steckt er nur, der Ossi? In Berlin ist er fast verschwunden. Dafür ist er jetzt im tiefen Westen aufgetaucht, in Stuttgart, jener sauber-und-gemütlichen Wohlstandsmetropole, gesäumt vom auto- und sonstwasproduzierenden Gewerbe, gesegnet mit den besten Restaurants des Landes, sagen Kenner. Unöstlicher geht’s nicht. Dort prozessierte Gabriele S., eine ehemalige Ost-Berlinerin aus Lichtenberg, gegen Diskriminierung. Erfolglos. Ossis sind auch nur Deutsche, lautet die an sich versöhnlich klingende Botschaft. Doch der Stein ist ins Wasser geworfen, und er wird noch höhere Wellen schlagen als bisher; Herr E. will nicht zahlen, und Frau S. („Im Herzen bin ich Schwäbin“) sich auf Ulbricht komm heraus das Recht erstreiten, nach über zwanzig Jahren im Westen immer noch als Ossi benachteiligt werden zu können. Der Richter wies die Klage aus guten Gründen ab. Denn zwischen einem, möglicherweise, beleidigendem Ossi-Vermerk und einer rassistischen Diskriminierung, wie sie das Gleichbehandlungsgesetz verhindern will, liegen Welten. Der Prozess hat das Potenzial, Justiz und Öffentlichkeit noch auf Jahre zu beschäftigen. Besser wär’s, jeder entscheidet die Ossi-Frage für sich selbst. Oder lässt sie einfach beiseite. neu

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