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Papst in Afrika: Eine Quelle der Hoffnung

Der Papst reist nach Afrika: Seine Haltung zu Kondomen ist befremdlich, seine Glaubenslehre befreit.

Zum ersten Mal während seines Pontifikats reist Papst Benedikt XVI. durch Afrika – den Kontinent, in dem die Religion heute eine Schlüsselrolle spielt. Vielen Afrikanern ist die Kirche angesichts der jahrelangen Stagnation ihrer Länder und der damit verbundenen Armut eine Quelle der Hoffnung. Aus Enttäuschung über das Versagen der Politik steigt die Anziehungskraft von Institutionen, die den Menschen eine Ausflucht aus ihrem täglichen Überlebenskampf bieten.

Noch stärker als die etablierten Religionen wachsen in Afrika die charismatischen Kirchen und Sekten. Mit ihren schnellen Glücksversprechen, aber auch einem oft hohen sozialen Engagement sind sie für die großen Religionen zu einer besonderen Herausforderung geworden. Ihr Aufstieg liegt nicht zuletzt daran, dass ihre Mitglieder oft schneller wirtschaftliche Fortschritte machen als nichtreligiöse Menschen und die Mitglieder der etablierten Kirchen. Wissenschaftler, die dieses Phänomen in Südafrika untersuchten, liefern eine Erklärung: Wenn Menschen ihr Leben aufgrund einer moralischen Neuorientierung ändern, kann es ihnen leichter fallen zu sparen, im Beruf härter zu arbeiten und mehr für die eigene Gesundheit zu tun. Ehemänner kümmern sich intensiver um ihre Familien, so dass am Monatsende Geld übrig bleibt, das früher oft in Alkohol floss.

Das Phänomen lässt sich fast überall in Afrika beobachten: Viele Christen zeigen hier ein Selbstbewusstsein und eine Neugier an der Welt, die in traditionellen afrikanischen Gesellschaften oft zu fehlen scheint. Häufig hat es den Anschein, als würde das Christentum mit seiner Lehre einer direkten, persönlichen Verbindung des Einzelnen zu Gott mitten durch das strikt hierarchische Gefüge der traditionellen Gesellschaft stoßen – und für das Individuum eine geradezu befreiende Wirkung entfalten.

Neben den Freikirchen gerät der Katholizismus in Afrika durch die schnelle Ausbreitung des Islam unter Druck, vor allem in der Sahelzone, wo Schwarzafrika und Arabien verschmelzen. In Staaten wie dem Sudan, wo die Christen im Norden eine Minderheit bilden, sind diese ethnischen Konflikte oft religiös gefärbt. In religiös toleranten Ländern wie etwa Kenia, Senegal oder Südafrika leben die verschiedenen Religionen hingegen (noch) friedlich zusammen. Konservative Moralvorstellungen fungieren hier als Bindemittel über die Religionsgrenzen hinweg.

Dies erklärt auch, weshalb die im Westen oft angeprangerte Sexualmoral der katholischen Kirche im aidsgeplagten Afrika auf weniger Kritik stößt, als manche Europäer glauben. Allerdings wären wohl viele der afrikanischen Katholiken, die eine Empfängnisverhütung ablehnen, froh darüber, wenn Papst Benedikt die rigorose Ablehnung von Kondomen überdenken und diese zumindest zum Schutz gegen die HIV-Epidemie in Afrika akzeptieren würde. Denn die Folgen des Verbots sind schlimm: Obwohl Afrika weniger als 15 Prozent der Weltbevölkerung beherbergt, hat der Kontinent mehr als zwei Drittel aller Aids-Fälle.

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