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Pflege: Kollektive Verdrängung

Für die Chefarztbehandlung zahlen wir gerne ein bisschen mehr. Und vor einer Operation, einer schweren zumal, wollen wir es möglichst genau wissen: Wer ist der Chirurg, der das Messer führt?

Für die Chefarztbehandlung zahlen wir gerne ein bisschen mehr. Und vor einer Operation, einer schweren zumal, wollen wir es möglichst genau wissen: Wer ist der Chirurg, der das Messer führt? Wie groß ist seine Erfahrung? Dabei kommt es, damit Operation und Genesung gelingen, noch auf ganz andere an, nach denen wir niemals fragen: die Pflegekräfte. In den Kliniken gibt es davon immer weniger. Und die wenigen sind immer gestresster, denn sie leiden unter teils haarsträubenden Arbeitsbedingungen. Das Umfrageergebnis bestätigt, was viele Patienten längst am eigenen Leib spüren: Wenn gespart wird in deutschen Krankenhäusern, dann zuerst an der Pflege. Experten zufolge fehlen bereits 70 000 Kräfte. Dabei geht es nicht bloß ums Kissenaufschütteln, es geht – auch – um (über-)lebenswichtige Versorgung auf der Intensivstation. Es fehle am gesellschaftlichen Druck, heißt es. Pflegekräfte hätten keine Lobby und Patienten auch nicht. Das verstehe, wer will: Jeder wird doch mal krank und ist auf Pflege angewiesen. Aber offenbar ist es wie bei unseren auf den Hund gekommenen Altenheimen: Solange wir nicht rein müssen, wollen wir’s nicht so genau wissen. Und schon gar kein Geld lockermachen. Die Pflegemisere, hier wie dort, ist das Ergebnis kollektiver Verdrängung. raw

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