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PORTRÄT ANDREA YPSILANTI NEUE DENKFABRIKS-CHEFIN:: "Neoliberale sind gescheitert"

Erntet Andrea Ypsilanti für ihren Versuch, aus dem hessischen Exil wieder in die öffentliche Wahrnehmung zu rücken, im Netz auch gehässige Kommentare – immerhin bleibt sie sich treu. Schon Anfang 2008 propagierte sie ihre Ideen von der „sozialen Moderne als sozialdemokratisches Konzept“, weil der Neoliberalismus „auch wirtschaftlich gescheitert“ sei.

Von Matthias Schlegel

Man hätte die Gründung der Denkfabrik „Institut Solidarische Moderne e.V.“ konspirativ nennen können – die Initiatoren hatten sich am gestrigen Sonntag mit ihren Unterstützern abgeschirmt von der Öffentlichkeit in einen Bundestagsraum verzogen. Doch Konspiration ist nicht nur mit dem Anliegen eines Think Tanks unvereinbar, der schließlich die Welt ein bisschen besser machen will. Sie ist wohl auch nicht im Sinne der Ideengeberin Andrea Ypsilanti, die nach ihrem Debakel in Hessen in der politischen Bedeutungslosigkeit zu versinken drohte. Und so war das Projekt schon Thema in den Medien, noch ehe die Werkbänke in der Denkfabrik besetzt worden waren.

Doch weil es um nichts Geringeres als ein parteiübergreifendes Denkmodell im linken Spektrum geht, wollten sich die Manager des Unternehmens wohl nicht bereits bei der Gründung in die Werkstatt schauen lassen. Zu viel demonstrative rot-rot-grüne Harmonie hätte genauso wie kleinlicher Streit dem Projekt, das eine Alternative zum Neoliberalismus suchen und dafür eine politische Mehrheit in demokratischen Wahlen erreichen will, schon am Anfang schaden können.

Die 52-jährige Andrea Ypsilanti hat sich mit dem Bundestagsabgeordneten Hermann Scheer, der von ihr einst als Wirtschaftsminister für die rot-grüne Minderheitsregierung in Hessen vorgesehen war, an die Spitze der Bewegung gestellt. Katja Kipping ist als Vize- Parteivorsitzende das Zugpferd der Linkspartei. Von den Grünen beteiligen sich der einstige Attac-Mitbegründer und heutige Europaabgeordnete Sven Giegold und der 24-jährige Bundestagsabgeordnete Sven-Christian Kindler. Ein Kreis von 20 Unterstützern, unter ihnen der Jenaer Soziologieprofessor Stephan Lessenich, der Darmstädter Sozialrichter Jürgen Borchert und der Publizist Franz Alt, flankieren die Parteipolitiker.

Erntet Andrea Ypsilanti für ihren Versuch, aus dem hessischen Exil wieder in die öffentliche Wahrnehmung zu rücken, im Netz auch gehässige Kommentare – immerhin bleibt sie sich treu. Schon Anfang 2008 propagierte sie ihre Ideen von der „sozialen Moderne als sozialdemokratisches Konzept“, weil der Neoliberalismus „auch wirtschaftlich gescheitert“ sei. Mit der Linkspartei hat sie keine Berührungsängste. Am kommenden Mittwoch redet sie in Halle an der Saale über ihre Erfahrungen im Ost-West-Verhältnis – mit Sahra Wagenknecht von der Kommunistischen Plattform. Matthias Schlegel

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