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PORTRÄT CHRISTOPHER FLOWERS, US-INVESTOR IN DEUTSCHLAND: "Rechtliche Schritte gegen eine Enteignung"

Jetzt kommt es ihm zupass, dass er die Öffentlichkeit scheut. Christopher Flowers gilt nicht mehr als der hochprofessionelle Investor. Heute darf er froh sein, dass es kaum Fotos von ihm gibt und wenige persönliche Informationen.

Christopher Flowers wurde von den deutschen Wirtschaftsblättern 2006 gefeiert, als sein Investmentfonds 27 Prozent bei der Hamburger HSH Nordbank kaufte. Auch 2008 bekam er eine gute Presse, als er bei der Hypo Real Estate (HRE) einstieg, sein erster Griff nach einem Dax-Konzern.

Heute darf er froh sein, dass es kaum Fotos von ihm gibt und wenige persönliche Informationen. Viele Deutsche sehen in Flowers inzwischen das Hindernis für eine zügige Rettung der HRE und halten ihn für einen Zocker, der von den Milliarden Bundeshilfe aus Steuermitteln profitieren will, ohne selbst frisches Kapital zur Sanierung beizutragen. So gibt er ausnahmsweise ein Interview: im renommierten „Handelsblatt“. Dort stellt er sich als Opfer dar. Sein Investmentfonds habe viel Geld bei der HRE verloren – und nun wolle die Bundesregierung ihn auch noch enteignen, obwohl er und die anderen Investoren doch fest an die Zukunft dieser Bank glaubten. Gegen die zwangsweise Übernahme der auf 24 Prozent geschätzten Anteile an der HRE, die das Finanzmarktstabilisierungsgesetz in seiner neuen Fassung ermöglichen soll, werde er notfalls „rechtliche Schritte erwägen“, droht er. Für einen freiwilligen Verkauf an die Bundesregierung nannte er kürzlich drei Euro pro HRE-Aktie einen „fairen Preis“, mehr als das Dreifache des aktuellen Börsenwerts.

Flowers wurde am 27. Oktober 1957 an der Ostküste der USA geboren. Die Mutter war Bibliothekarin, der Vater Verwaltungsdirektor der Harvard Business School. An dieser Eliteuni studierte er Mathematik. Mit 21 Jahren begann seine Karriere bei der Investmentbank Goldman & Sachs. 1988 wurde er als Partner in die Unternehmensführung aufgenommen, beim Börsengang 1999 spielte er eine wichtige Rolle. Um diese Zeit gründete er seine eigene Investmentfirma, J. C. Flowers, und war für andere Investmentfirmen aktiv. Als Coup galt der Einstieg bei der japanischen Bank Long Term Credit, gemeinsam mit Ripplewood Investments, 2000. Unter dem Namen Shinsei Bank wurde sie 2004 mit hohem Gewinn an die Börse gebracht. Es folgten Investments in Deutschland und den Niederlanden, vorzugsweise bei Banken und Versicherungen. 2005 beteiligte er sich – sehr vorausschauend – an einer Firma zur Abwicklung fauler Kredite. An Krisen kann man auch verdienen. Christoph von Marschall

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