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Porträt: David Beckham: "Ich stehe immer im Rampenlicht"

Er war Fußballer, dann nur noch Stilikone. Nun ist sein Traum, wieder zum Fußballer werden zu können, für immer geplatzt.

Als David Beckham im Spiel gegen Chievo Verona kurz vor dem Schlusspfiff seinen Schmerz in den Mailänder Nachthimmel schrie, war nicht nur seine Achillessehne gerissen. In dieser 88. Minute war mehr passiert. David Beckham muss seinen Traum aufgeben, im Spätherbst seiner Karriere noch einmal eine Weltmeisterschaft zu spielen. Und die WM in Südafrika hat schon jetzt eines jener Märchen eingebüßt, die bei großen Turnieren das emotionale Rahmenprogramm bilden. Noch auf dem Platz brach Beckham in Tränen aus.

David Beckham wollte unbedingt nach Südafrika. Und das nicht für einen letzten werbewirksamen Auftritt, sondern weil er irgendwann in den vergangenen Monaten die Liebe zu dem Spiel wiederentdeckt hatte, das ihn einst zum Popstar werden ließ und das er dann, als Popstar, aus den Augen verloren hat. Als Stilikone und Medienphänomen hat sich Beckham, der in London in einfachsten Verhältnissen aufgewachsen ist, kontinuierlich gelöst vom Fußballer Beckham und so den Geruch des Rasens verloren. Er roch nach Chanel und Calvin Klein und wurde selbst zur Marke, zum Deluxe- Promi, dessen Ruhm nicht mehr auf dem beruht, was er macht, sondern darauf, wer er ist. Ein Weltklasse-It-Boy. „Ich stehe immer im Rampenlicht“, hat Beckham einmal gesagt. Er hat dieses Licht gesucht, weil es zu ihm passt, zu einem Leben als Modenschau. Doch durch all den Tand, das metrosexuelle Frisurenballett und den Hollywood-Lifestyle, ist irgendwann in Vergessenheit geraten, dass dieser David Beckham ganz am Anfang seiner Karriere als einer der größten Spieler seiner Generation galt.

Beckham muss das gespürt haben. Im Januar ist der 34-Jährige aus Kalifornien zum AC Mailand zurückgekehrt, um sich in WM- Form zu spielen. Für die Kritiker war es ein PR-Gag von Silvio Berlusconi, dem der Verein gehört. Doch Beckham meinte es ernst. Man spürte, dass sich hier einer mit dem Fußball versöhnen will, um am Ende nicht nur als Ehemann des Spicegirls Victoria, sondern als das in Erinnerung zu bleiben, was er einmal gewesen war: ein Fußballer, der die Kunst beherrschte, die Bälle dorthin zu streicheln, wohin er sie haben wollte.

Zu dieser Versöhnung wird es nicht kommen. David Beckham hat die große Bühne auf einer Trage verlassen. Mit einer Wunde unter dem Auge. Es wird ihn nicht trösten: Aber in dem Moment sah er nicht aus wie ein Model. Er sah aus wie ein Fußballer.

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