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Der Mann griff zu harten Mitteln: Dick Cheney.

© AFP

Porträt Dick Cheney Ex-Vizepräsident der USA: „Ich wollte, dass Bush Syrien bombardiert“

Nach dem 11. September war er der wichtigste Mann hinter US-Präsident George W. Bush: Dick Cheney forcierte Guantanamo und "Waterboarding". Mit seiner harten Gangart machte er sich unbeliebt – irgendwann selbst bei Bush.

Dick Cheney war der mächtigste Mann hinter den Kulissen in George W. Bushs Präsidentschaft – freilich nur in den ersten vier Jahren. Der Vizepräsident übernahm das Kommando, als Terroristen die USA am 11. September 2001 angriffen. Bush besuchte eine Schule in Florida, verbrachte die Stunden nach der Attacke aus Sicherheitsgründen in der Luft an Bord von „Airforce One“ und hatte wenig Einfluss; seine Kommunikation war begrenzt. Auch der Folgezeit drückte Cheney den Stempel auf. Er forcierte die Einrichtung des Gefangenenlagers Guantanamo, die harten Verhörmethoden, die im Einzelfall Foltertechniken wie das „Waterboarding“ erlaubten, und den Irakkrieg unter dem falschen Verweis auf Massenvernichtungswaffen.

Wegen der vielen unerwünschten Folgen dieser Politik sank Cheneys Einfluss in Bushs zweiter Amtszeit. Der Präsident folgte den Ratschlägen seines Vizes immer weniger – zum Beispiel seinem Drängen, 2007 eine Anlage in Syrien zu bombardieren, die angeblich einem geheimen Atomprogramm diente. Die Welt erfuhr von dem Projekt erst, als Israel im September 2007 das Gelände angriff.

Pünktlich zum zehnten Jahrestag von 9/11 hat der 70-Jährige seine Sicht der Abläufe aufgeschrieben. Sein Buch „In My Time: A Personal and Political Memoir“ erscheint am kommenden Dienstag. Wie in vergleichbaren Fällen – den Bush- Memoiren oder den Büchern Bob Woodwards – versucht der Verlag die Neugier und den Absatz mit Vorabmeldungen zu schüren. Zur Syrien-Episode schreibt Cheney demnach: „Ich war eine einsame Stimme.“ Nachdem er im Kabinett den Angriff auf den Reaktor gefordert hatte, habe Bush gefragt: „Ist hier jemand, der die Meinung des Vizepräsidenten teilt?“ Doch „keine einzige Hand erhob sich“.

Nur wenige Journalisten erhielten ein Vorabexemplar, darunter Charlie Savage von der „New York Times“. Seine Besprechung relativiert manche Aspekte der PR-Strategie. Der Verlag nährt zum Beispiel die Erwartung, Cheney decke Meinungsverschiedenheiten mit Bush auf. Savage schreibt jedoch, Cheney lobe Bush durchweg als „außergewöhnliche Führungsfigur“ und konzentriere seine Kritik auf andere Regierungsmitglieder wie die Außenminister Colin Powell und Condoleezza Rice. Fehler gestehe Cheney nicht ein, ob „Waterboarding“ oder die falschen Spuren zu Saddams angeblichem Atomprogramm. Er sei offenbar stolz darauf, eine Hassfigur der Linken zu sein.

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