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Sladek zwischen Solarpanelen

© dpa

Porträt: "Die Zukunft der Energie gehört in Bürgerhand"

Der Deutsche Umweltpreis ist ein ausgesprochener Männerpreis. In 20 Jahren sind gerade mal vier Frauen damit ausgezeichnet worden. In diesem Jahr sind gleich zwei dazu gekommen: eine Stromrebellin und eine Hanfbefreierin.

Ursula Sladek und Carmen Hock-Heyl sind die fünfte und die sechste Trägerin des Deutschen Umweltpreises. Der höchstdotierte Umweltpreis Europas, den die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) seit 1993 vergibt, ist ein ausgesprochener Männerpreis. Lediglich Angelika Zahrnt, die langjährige Vorsitzende des BUND, die Unternehmerin Petra Bültmann-Steffin und die ehemalige Bürgermeisterin von Heidelberg, Beate Weber, sind bisher für ihre Umweltleistungen ausgezeichnet worden. Loki Schmidt hatte 2004 als Erste überhaupt einen Ehrenpreis erhalten.

Hock-Heyl hält eine Hanf-Dämmplatte in der Hand
Carmen Hock-Heyl hat Hanf zu einem ökologischen Dämmmaterial weiter entwickelt. Ihre Dämmplatten sind biologisch abbaubar, aber noch nicht allzu weit verbreitet. Für ihre Beharrlichkeit wird sie in diesem Jahr mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet.

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Die DBU tut sich schwer mit Frauen, doch zum Abschied des Generalsekretärs Fritz Brickwedde wird der mit insgesamt 500 000 Euro dotierte Preis nun zum ersten Mal an zwei Frauen vergeben. Ursula Sladek hatte vor zwei Jahren schon in den USA den renommierten Goldman-Preis bekommen. In Amerika war die Leistung Sladeks offenbar leichter zu erkennen als bei der DBU. Sladek hatte nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl eine Elterninitiative gegründet, aus der schließlich eine Bürgerinitiative wurde, die nicht nur die Atomwirtschaft das Fürchten lehrte, sondern auch zwei Bürgerentscheide gewann. 1997 konnte somit das Stromnetz der südbadischen Kleinstadt Schönau übernommen werden. Mit den Energiewerken Schönau, die seit 1999 bundesweit Ökostrom vermarkten, haben Sladek und ihre Mitstreiter in Schönau die Energiewende von unten geprobt – und vor allem bewiesen, dass sie funktionieren kann.

Auch Carmen Hock-Heyl ist eine Pionierin. Sie hat die alte Forderung des Berliner Bundestagsabgeordneten der Grünen, Hans- Christian Ströbele, „Gebt das Hanf frei“, auf ihre Art wörtlich genommen: Hock-Heyl hat aus Hanf ein ökologisches Dämmmaterial für Häuser entwickelt und mit ihrer eigenen Firma gegen viele Widerstände und wirtschaftliche Zwänge vermarktet. Mit der Wahl von Hock-Heyl weicht die DBU von ihrer bisherigen Praxis ab, den Umweltpreis erst dann zu vergeben, wenn eine Idee den Markt bereits durchdrungen hat. Aber vielleicht gelingt es Hock-Heyl mit dem Rückenwind des Umweltpreises, Hanf als Dämmstoff zum Massenprodukt zu machen.

Ursula Sladek will ihren Umweltpreis als Signal an die Politik verstanden wissen – für die Energiewende und gegen zentralistische Konzernstrukturen. Dass die Energiewende auf eine Strompreisdebatte reduziert worden ist, ärgert sie schon lange.

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