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PORTRÄT FRIEDRICH EICHELE ABGELÖSTER EUPOL-CHEF:: „Unsere Vision ist die zivile Bürgerpolizei“

Deutschland übertrug im Sommer die Verantwortung für die Ausbildung afghanischer Polizisten und Soldaten auf die EU. Doch nach nur zweieinhalb Monaten wird Friedrich Eichele, der deutsche Eupol-Chef, abgelöst.

Von Hans Monath

Für die ehrgeizigen Ziele der Bundesregierung war die Nachricht aus Kabul ein herber Schlag. Dank neuer Anstrengungen, so verspricht die Koalition vor dem Bundestagsvotum zu den Afghanistanmandaten, werde man endlich mehr afghanische Polizisten und Soldaten ausbilden, die dann selbst die Verantwortung für ihr Land übernehmen sollen. Auch deshalb übertrug Deutschland im Sommer die Verantwortung für die Polizeiausbildung auf die EU. Doch nach nur zweieinhalb Monaten wird Friedrich Eichele, der deutsche Eupol-Chef, abgelöst.

In Fachkreisen gilt der Brigadegeneral als hoch qualifizierter, besonnener Polizeiführer, der auch Sonderaufgaben jenseits der Routine erledigt. Mehrere Jahre war Eichele Chef der Antiterroreinheit GSG 9 in St. Augustin bei Bonn, den Aufbau der Krisenspezialkräfte (KSK) mit Elitesoldaten der Bundeswehr unterstützte er offensiv. „Das ist an sich ein sehr guter Mann“, sagt ein Berliner Außenpolitiker, der ihn kennt. Doch auf dem diplomatischen Parkett Kabuls mit seinen vielen internationalen Spielern kam der Ex-GSG-9-Chef offenbar nicht zurecht. Sogar die deutsche Botschaft in Kabul beschwerte sich über ihn.

Denn die heiklen Konflikte bei der Polizeiausbildung erfordern höchstes Fingerspitzengefühl: Viele Ansprechpartner im afghanischen Innenministerium gelten als unzuverlässig und korrupt. US- Vertreter kritisieren angesichts der massiven Bedrohung durch die Taliban immer wieder, die Deutschen verfolgten ein zu wenig robustes Konzept und sollten bei der Ausbildung lieber auf Masse statt auf Klasse setzen. Eichele aber verteidigte die Vision einer zivilen Bürgerpolizei.

Die Deutschen, die selbst zu wenige Ausbilder aufbieten, klagen darüber, dass andere EU-Länder sich weit mehr zieren, Beamte nach Afghanistan zu entsenden. Von der Sollzahl von 190 EU-Ausbildern ist Eupol weit entfernt. Auch verzögert die EU-Kommission die Freigabe von mehr als 40 Millionen Euro für gepanzerte Fahrzeuge und Computer für Eupol. Zuletzt geriet Eichele mit dem EU-Sonderbeauftragten für Afghanistan, Francesc Vendrell, aneinander, der offenbar die Kontrolle über Eupol an sich ziehen wollte.

Zwar heißt es nach der Eichele-Entscheidung in Berliner Regierungskreisen: „Gut, dass die Sache gelöst ist.“ Ob mit einer Neubesetzung auch die Strukturprobleme der EU-Mission gelöst sind, steht freilich auf einem anderen Blatt. Hans Monath

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