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PORTRÄT GAMAL MUBARAK SOHN VON ÄGYPTENS PRÄSIDENT:: „Churchill und Thatcher sind Vorbilder“

Wer mein Nachfolger wird, das weiß nur Allah“, wischte Ägyptens Präsident Hosni Mubarak noch kürzlich alle Spekulationen vom Tisch. Ob er allerdings dem Allmächtigen eine Empfehlung gegeben hat, ließ er offen.

Wer mein Nachfolger wird, das weiß nur Allah“, wischte Ägyptens Präsident Hosni Mubarak noch kürzlich alle Spekulationen vom Tisch. Ob er allerdings dem Allmächtigen eine Empfehlung gegeben hat, ließ er offen. Auf Erden jedenfalls macht immer häufiger der Name von Sohn Gamal die Runde, je vernehmlicher die Gerüchte über den schlechten Gesundheitszustand des Langzeitpharaos werden. TV-Bilder zeigten den 82-Jährigen in den letzten Wochen mit auffallend blassen Zügen. Diese Woche meldete die in London erscheinende Zeitung Al-Quds Al-Arabi, Mubarak habe Krebs und heizte damit Spekulationen über einen Machtwechsel erneut an, auch wenn die nächsten Präsidentenwahlen offiziell erst für September 2011 geplant sind.

Sohn Gamal scheint entschlossen, den Sprung an die Spitze zu versuchen. Letzte Woche wies der 47-Jährige die regierende National-Demokratische Partei an, deren politisches Planungskomitee er seit 2002 leitet, ein Programm für die Parlamentswahlen im November 2010 vorzubereiten. Als Schwerpunkte nannte er den Kampf gegen Korruption und mehr Respekt vor den Menschenrechten. Plötzlich meldete er sich auch im Fall des Anfang Juni von Polizisten erschlagenen Bloggers von Alexandria zu Wort und forderte eine Bestrafung der Täter.

Bisher hatte das Regime in dem Polizeiskandal das Feld allein Friedensnobelpreisträger Mohamed Al Baradei überlassen, dem wohl gefährlichsten Rivalen um die künftige Macht. Mit 4000 Demonstranten war der frühere Wiener UN-Atomchef durch die Mittelmeerstadt gezogen und hatte demonstrativ seinen Anspruch als Vorreiter eines politischen Wandels in Ägypten angemeldet.

Gegenspieler Gamal jedoch hat die besseren Karten, auch wenn er wenig Charisma besitzt und ähnlich hölzern redet wie sein Vater. Er kam 1963 als zweiter Sohn des Ehepaares Mubarak auf die Welt, studierte Ökonomie an der Amerikanischen Universität in Kairo und arbeitete anschließend als Investment-Banker in London, wo sich seine politischen Überzeugungen formten. Als Vorbilder nennt er Winston Churchill und die „eiserne Lady“ Margret Thatcher, deren marktliberale Wende er in Großbritannien selbst miterlebte. Anders als alle ägyptischen Präsidenten seit 1952 ist Gamal jedoch kein Mann des Militärs, auch wenn er den gesamten Apparat der Regierungspartei hinter sich hat. Martin Gehlen

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