zum Hauptinhalt

Porträt George Osborne, Britischer Schatzkanzler: "Wir sind auf der Straße zum Ruin"

Briten wollen Gravitas bei ihren Schatzkanzlern. Dass George Osborne erst 39 Jahre alt ist und eher wie ein Romanzenheld aus einem alten Schwarz-Weiß-Film aussieht, führte man in der Londoner Finanzwelt immer gegen ihn an. Banker wollten im zweitwichtigsten Regierungsjob einen Mann mit Erfahrung.

„Das Problem meines Alters löst sich mit jedem Tag von selbst“, antwortete „Boy George“ gelassen. Als er letzte Woche in Smoking und Fliege seine erste Rede in der City hielt, bemerkten Banker erstaunt, wie würdig der jüngste Schatzkanzler seit 125 Jahren schon aussieht.

Auch mit seinem rasanten Start überzeugte Osborne viele Kritiker. Er verkündete ein 6,5 Milliarden Pfund schweres Sofort-Sparpaket, hob eine unabhängige Haushaltsbehörde aus der Taufe, strukturierte die Finanzaufsicht um und wird dem am heutigen Dienstag die Krone aufsetzen – mit seinem ersten Haushalt. Er kündigt Sparmaßnahmen an, wie die Briten sie seit Kriegsende nicht erlebt haben. Gegner werfen ihm „wirtschaftlichen Analphabetismus“ vor.

Viel wurde über seine verwöhnte Herkunft gelästert. Er ist der Sohn eines Barons aus dem anglo-irischen Provinzadel. Osborne selbst beschreibt seinen Vater als Unternehmensgründer, der es mit harter Arbeit zu etwas brachte. Das Millionenunternehmen heißt „Osborne & Little“ und vertreibt exklusive Möbelstoffe.

Von Talent war zunächst wenig zu merken. Nach einem mäßigen Bachelor in Oxford wollte er Journalist werden, endete aber damit, dass er die Namen verstorbener Londoner in einen Computer tippte. Aber 1994 trat er in die Strategieabteilung der Tory-Partei ein und bekam die beste Schulung: Zehn Jahre lang spielte er bei den Vorbereitungen der Oppositionsführer auf die Fragestunde im Parlament die Rolle des damaligen Premiers Tony Blair. 2001 wurde er Abgeordneter, 2005 ernannte ihn Parteichef Michael Howard zum Schattenschatzkanzler. Als Howard ihm riet, sich um seine Nachfolge als Parteichef zu bewerben, lehnte Osborne ab und führte den Parteiwahlkampf für David Cameron. Seither sind die beiden unzertrennlich. Bald dürfte Osborne Großbritanniens unpopulärster Mann sein. „Wir werden Labours Schulden bezahlen und für eine bessere Zukunft planen“, sagt er. Denen, die seinen Sparkurs für ruinös halten, entgegnet Osborne: „Vertrauen in eine solide Haushaltsführung ist die beste Konjunkturspritze.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false