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PORTRÄT GEORG GÄNSWEIN DIENER BALD ZWEIER PÄPSTE:: „Ich bin durchsichtig wie Glas“

Am Donnerstagabend brachte ein Hubschrauber den nun „emeritierten“ Papst Benedikt aus Rom heraus. Mit im Flugzeug saß Privatsekretär Georg Gänswein.

Am Donnerstagabend brachte ein Hubschrauber den nun „emeritierten“ Papst Benedikt aus Rom heraus. Mit im Flugzeug saß Privatsekretär Georg Gänswein. Wie immer.

Drei Monate will Benedikt auf dem päpstlichen Landsitz Castel Gandolfo zubringen. So lange wird sich Gänswein dort nicht ausruhen können. Sobald ein neuer Papst gewählt ist, beginnt für ihn der ungewohnte Alltag eines Berufspendlers: morgens rein nach Rom zum neuen Papst, abends raus aufs Land zum Altpapst. Aber kann man sich so was für einen so mächtigen Mann im Vatikan vorstellen?

Anfang Dezember erst hatte Benedikt Georg Gänswein zum Erzbischof ernannt und zum Präfekten des Päpstlichen Hauses gemacht. Offenbar dachte er schon damals an Rücktritt und wollte seinen ergebenen Diener absichern.

Der Machtzuwachs katapultierte den kreuzfrommen Gänswein, von dem es heißt, er habe dem Papst im Vatikan das Rosenkranzbeten beigebracht, aufs Cover der italienischen Ausgabe von „Vanity Fair“. Titel: „Schönsein ist keine Sünde“. Das Gewese um sein Aussehen nerve den 56-Jährigen, heißt es. Er selbst verglich seine Rolle kürzlich mit einem „durchsichtigen Glas“: „Je sauberer es ist, desto besser erreicht es sein Ziel. Ich muss die Sonne durchscheinen lassen, und je weniger man das Glas sieht, desto besser.“

Durch die Beförderung gerät Gänswein nun in eine noch nie da gewesene Doppelrolle: Er wird Diener zweier Päpste. Als Privatsekretär bleibt er Benedikts Vertrauter und will mit ihm ins Kloster in den Vatikanischen Gärten ziehen. Als Präfekt des Päpstlichen Hauses wird er zugleich eng mit dem neuen Papst zusammenarbeiten, seinen Terminkalender führen, entscheiden, wer vorgelassen wird, aus den Postbergen die Briefe herausfischen, die er wirklich lesen sollte. Wollte Benedikt Einfluss nehmen, wäre Gänswein der ideale Mittelsmann. Keine Sorge, beschwichtigte Papstsprecher Federico Lombardi, der Präfekt des Päpstlichen Hauses sei „kein Regierungsamt“ und habe „nicht mit inhaltlichen Entscheidungen zu tun“. Soll man das glauben? Schon alleine über den Zugang zum Oberhaupt bestimmen zu können, ist in einer Monarchie eine machtvolle und auch inhaltliche Position.

Sollte Benedikts Nachfolger nicht mit „Don Giorgio“ können, wird Benedikt sicher dafür sorgen, dass er gut versorgt wird. Nicht nur in Deutschland werden in den nächsten Jahren attraktive Bischofsstühle frei. Claudia Keller

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