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Foto: Kostas Tsironis/AP/dapd

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PORTRÄT GIORGOS PAPANDREOU GRIECHISCHE LEGENDE:: „Ein großes Danke an euch alle“

Ganz zum Schluss muss er schlucken. Seine Stimme versagt, offenbar ist er den Tränen nahe.

Ganz zum Schluss muss er schlucken. Seine Stimme versagt, offenbar ist er den Tränen nahe. „Ein großes Danke an euch alle“, sagt er. Dann blickt er in den Saal, legt die Hand auf sein Herz: „Die Fehler, die gemacht wurden, nehme ich auf mich – die Erfolge gehören uns allen.“

Die Rede, die Giorgos Papandreou am Samstag vor dem Nationalrat seiner Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (Pasok) im Athener Stadion für Frieden und Freundschaft hielt, war sein letzter großer Auftritt als Vorsitzender der Partei. Am kommenden Sonntag werden die Mitglieder der Pasok einen Nachfolger bestimmen. Damit geht in der Pasok eine Ära zu Ende. Für die Polit-Dynastie Papandreou, die Griechenland geprägt hat wie keine andere, fällt der Vorhang der Geschichte.

2004 hatte Giorgos Papandreou den Vorsitz der 30 Jahre zuvor von seinem Vater Andreas gegründeten Pasok übernommen. „Giorgakis“ nennen ihn die Griechen, den „kleinen Giorgos“. Giorgos hieß der Großvater, auch er ein Ministerpräsident. Vor allem seinem Nachnamen verdankte es der Enkel, dass er 2004 zum Parteichef und fünf Jahre darauf zum Ministerpräsidenten gewählt wurde. Es war eine Aufgabe, an der er scheitern musste. Sein Vater Andreas hatte in den 80er Jahren mit einer hemmungslosen Ausgabenpolitik die Weichen ins Schuldendesaster gestellt. Der Sohn musste die Suppe auslöffeln – eine bittere Ironie der Geschichte.

Papandreou war ein für Griechenland untypischer Politiker: Sohn einer amerikanischen Mutter, geboren und ausgebildet in den USA, wo sein Vater als Wirtschaftsprofessor lehrte. Bei seinem Amtsantritt im Oktober 2009 galt er als politischer Pragmatiker. Nicht nur viele Griechen, auch Griechenlands europäische Partner trauten dem weltläufig auftretenden Premier zu, die nötigen Reformen umzusetzen. „Entweder wir ändern uns, oder wir gehen unter“, rief Papandreou seinen Landsleuten zu. Er versprach, die Korruption zu bekämpfen und die Vetternwirtschaft auszumerzen. Aber es blieb bei Worten. Viel bewegt hat sich nicht in den zwei Jahren, die Papandreou das Land regierte. Einstige Mitarbeiter kritisieren Papandreous chaotischen Führungsstil. Er sei völlig unberechenbar, sagen frühere Vertraute.

Papandreou hinterlässt eine abgewirtschaftete Partei. Die Pasok, die noch bei der Wahl 2009 auf stolze 44 Prozent kam, liegt in den jüngsten Umfragen bei elf Prozent. Gerd Höhler

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