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PORTRÄT GORDIAN MEYER-PLATH VERFASSUNGSSCHÜTZER:: „Es darf nicht noch einen NSU geben“

Der Mann sieht jung und agil aus, rein optisch hebt er sich von den vielen gramgebeugten Verfassungsschützern ab, denen in diesen Tagen die Missgunst der Öffentlichkeit schwer zusetzt. Doch Gordian Meyer-Plath ist kaum weniger entsetzt, über das NSU-Debakel der Sicherheitsbehörden ebenso wie über die oft einseitige Schuldzuweisung an den Nachrichtendienst.

Von Frank Jansen

Der Mann sieht jung und agil aus, rein optisch hebt er sich von den vielen gramgebeugten Verfassungsschützern ab, denen in diesen Tagen die Missgunst der Öffentlichkeit schwer zusetzt. Doch Gordian Meyer-Plath ist kaum weniger entsetzt, über das NSU-Debakel der Sicherheitsbehörden ebenso wie über die oft einseitige Schuldzuweisung an den Nachrichtendienst. Andererseits sieht der 43 Jahre alte studierte Historiker die Chance, den Verfassungsschutz zu modernisieren – und die Gefahr zu minimieren, dass sich der NSU-Terror wiederholt. Schneller als erwartet kann Meyer-Plath sich nun auf höchster Chefebene bewähren. Er wechselt im August vom Brandenburger Verfassungsschutz zum Landesamt in Sachsen und übernimmt kommissarisch dessen Leitung, für ein halbes Jahr. Ein Fingerzeig für Dresden – und Potsdam.

Sachsen suchte einen neuen Leiter, da Präsident Reinhard Boos Anfang Juli seinen Rücktritt verkündet hatte. Boos übernahm die Verantwortung für das Versagen des Nachrichtendienstes, vor dessen Augen sich das NSU-Trio in Chemnitz und Zwickau verstecken konnte. Meyer-Plath muss nun das Vertrauen der Bürger in die sächsische Behörde und das Selbstvertrauen der Mitarbeiter wieder aufbauen. Ein Job für einen, der sich mit Krisenmanagement auskennt.

Der in Karlsruhe geborene Meyer-Plath kam 1994 zum Nachrichtendienst in Potsdam und wurde bald der zweite Mann der Behörde. In dieser Position musste er gleichzeitig den Verfassungsschutz mit aufbauen und die Beobachtung des im Land grassierenden Rechtsextremismus ausbauen. Nebenbei galt es zwei V-Mann-Affären aufzuklären.

Und die Behörde lernte. Gemeinsam mit der seit 2005 amtierenden Chefin Winfriede Schreiber betrieb Meyer-Plath eine Politik der Öffnung. Brandenburg ist heute führend in der öffentlichen Aufklärung über die Gefahren des Extremismus. Allein seit Januar haben Meyer-Plath und Mitarbeiter landesweit 60 Veranstaltungen bestritten. Brandenburgs Verfassungsschutz kooperiert mit vielen Verbänden und Institutionen – und muss sich ums Image nicht sorgen.

Meyer-Plaths Einsatz in Dresden dürfte auch ein Schritt hin zum Chefposten in Brandenburg sein. Die schon einmal verlängerte Amtszeit von Winfriede Schreiber endet im November. Die Landesregierung hofft allerdings, Schreiber so lange halten zu können, bis Meyer-Plath aus Sachsen zurückkehrt. Frank Jansen

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