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PORTRÄT JULIA GILLARD PREMIERMINISTERIN AUSTRALIEN: „Ich hoffe, die Queen hat ein langes Leben“

Julia Gillard wünscht der Queen das Allerbeste, aber nach deren Ableben soll es dann auch genug sein mit der Monarchie in Australien. Die australische Premierministerin hat kurz vor den Wahlen am Samstag mit ihrer Sympathieerklärung für die Republik noch einmal Schwung in den schleppend verlaufenden Wahlkampf gebracht – und sich gleichzeitig von ihrem konservativen Konkurrenten Tony Abbott abgesetzt.

Julia Gillard wünscht der Queen das Allerbeste, aber nach deren Ableben soll es dann auch genug sein mit der Monarchie in Australien. Die australische Premierministerin hat kurz vor den Wahlen am Samstag mit ihrer Sympathieerklärung für die Republik noch einmal Schwung in den schleppend verlaufenden Wahlkampf gebracht – und sich gleichzeitig von ihrem konservativen Konkurrenten Tony Abbott abgesetzt. Der war nämlich in der Vergangenheit jahrelang Vorsitzender der Monarchisten und einer der einflussreichsten Akteure im letztendlich gescheiterten Referendum: 1999 hatten sich die Australier in einer Volksabstimmung deutlich gegen die Abschaffung der Monarchie entschieden, vor allem, weil sogar viele Republikaner mit dem zur Wahl stehenden Modell nicht einverstanden waren, das vorsah, den Präsidenten nicht vom Volk, sondern von den Abgeordneten beider Häuser des Parlaments bestimmen zu lassen.

Dass Gillard jetzt das Thema in Angriff nahm, lag wohl eher daran, dass ein Reporter ihr ebendiese Frage stellte. Derzeit ist die Abschaffung der Monarchie eher ein unbedeutendes Thema, eine erneute Volksabstimmung, die notwendig wäre, um die Verfassung zu ändern, ist nicht abzusehen.

Es ist nicht weiter verwunderlich, dass sich die erste Frau an der Regierungsspitze Australiens für die Einführung der Republik aussprach, schließlich wurde diese Forderung schon vor fast 20 Jahren ins Labor-Parteiprogramm aufgenommen. Gillard, die nach einem Putsch ihrer Partei gegen ihren Vorgänger Kevin Rudd erst vor zwei Monaten ans Ruder kam, ist aber bisher nie als besonders lautstarke Republikanerin aufgetreten. Immerhin unterscheidet sie sich nun zumindest noch stärker von ihrem Konkurrenten. Sie ist Atheistin, Abbott gläubiger Katholik. Sie ist unverheiratet und hat keine Kinder, er ist seit mehr als 20 Jahren verheiratet und hat drei Töchter, sie ist in Wales geboren, er in England (als Sohn australischer Eltern).

Gillard aber ist nun noch mehr als zuvor ein Symbol für den radikalen Wandel, den Australien in den vergangenen Jahrzehnten vollzogen hat: Eine starke Frau in dem ehemaligen Männerland, die sich dank ihrer messerscharfen Intelligenz und harter Arbeit aus kleinsten Verhältnissen bis ganz nach oben gearbeitet hat. Ob ihr der jetzige Einsatz für die Republik hilft, als erste Frau vom Volk zur Regierungschefin gewählt zu werden, bleibt abzuwarten. Alexander Hofmann

Alexander Hofmann

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