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PORTRÄT: Karl-Gerhard Eick: „Ich bleibe bis zur letzten Minute“

Der Arcandor-Konzern wird wohl zerschlagen. Damit wird die Ära von Vorstandschef Karl-Gerhard Eick für das Ende eines großen Handelsimperiums stehen.

In Erinnerung bleibt ein Montag im Juni. Als die Staatshilfe für Arcandor abgelehnt wird, tritt Karl-Gerhard Eick entschlossen vor seine Mitarbeiter. Sakko und Schlips legt er ab, er besteigt eine rote Leiter und spricht durchs Megafon. Der zurückhaltende Schwabe mimt den Arbeiterführer: „Ich gehe nicht. Ich bleibe bis zur letzten Minute.“

Dieser Moment scheint nun früher gekommen als gedacht. Der insolvente Konzern Arcandor wird zerschlagen. Die drei Tochterfirmen Karstadt, Primondo (mit dem Versandhaus Quelle) und Thomas Cook sollen getrennte Wege gehen. Wie es mit dem 55-jährigen Chef weitergeht, ist offen. Dass er an die Spitze einer der Gesellschaften wechselt, gilt als ausgeschlossen. Zu eindeutig hat er zuletzt seine persönliche Zukunft an die Marke Arcandor geknüpft.

Dabei ist es noch kein halbes Jahr her, dass er den smarten Thomas Middelhoff ablöste. Von Anfang an wirkte Eick wie dessen Gegenentwurf. Er gilt als bodenständig, als solide. Er wirbt bewusst um Vertrauen, nicht um Visionen. Als er zwei Wochen nach Amtsamtritt vor den Aktionären spricht, distanziert er sich deutlich: „Ein Weiter-so kann es nicht geben.“

Eick selbst muss stets erklären, warum er nicht bei seinem alten Arbeitgeber weitergemacht hat. Neun Jahre sanierte er als Finanzvorstand der Telekom den ehemaligen Staatskonzern. Doch nachdem ihm zweimal Jüngere vor die Nase gesetzt wurden, weiß Eick, dass er gehen muss, um einmal Nummer eins zu werden. Mitten in der Krise kommt das Angebot von Friedrich Carl Janssen, dem Aufsichtsratschef von Arcandor, der als Nachbar Eicks im Villenviertel von Köln-Marienburg lebt.

Das Ausmaß der Arcandor-Probleme dürfte Eick allerdings überrascht haben. Von Beginn an muss er als Bittsteller auftreten, bei Gläubigern, Aktionären, Politikern. Er selbst nennt das „Kärrnerarbeit“ oder „Pflicht statt Kür“, doch ein Rückschlag folgt dem nächsten. Es ist eine Niederlage in Raten. Die Banken verlängern die Kredite nicht. Die Eigentümer versagen eine Kapitalerhöhung. Die Politik winkt ab. Als die Insolvenz unvermeidlich ist, will Eick den Konzern zunächst eigenständig verwalten. Unermüdlich wirbt er um neue Geldgeber – vergeblich.

Wenige werden ihm persönlich die Pleite von Arcandor anlasten. Dafür ist er zu kurz im Amt. Doch die Ära Eick wird für die Trennung von Karstadt und Quelle stehen, für das Ende eines großen Handelsimperiums.

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