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Porträt: "Liebe machen und Tore schießen"

Luca Toni ist mehr als nur der Torschützenkönig der Fußball-Bundesliga. Der Italiener ist so, wie München gerne wäre - lässig, entspannt, ein Schönling, kurz: bello e impossibile.

Neulich war Luca Toni im Englischen Garten in München, er hat einen neuen Fußballschuh präsentiert, eine PR-Veranstaltung, nicht der Rede wert eigentlich. Aber Auftritte des 30-jährigen Fußballspielers sind eben doch immer ein Schauspiel. 20 Minuten außerhalb des Fußballstadions, das genügt, um zu verstehen, wer dieser Mann ist, der nach Toren dauernd an seinem Ohr herumschraubt. Um zu begreifen, warum ihn die Fans so sehr lieben.

Toni stand also da auf der Bühne, er trug eine Sportjacke, Jeans und Turnschuhe mit einem blauen und einem weißen Schuhband, und plauderte. Mah, eh, dieser Schuh, den haben sie extra für mich entwickelt, weil ich so langsam bin, wissen Sie. Und dann lachte er dieses Toni-Lachen, bei dem jeder Zahnmediziner Schmetterlinge im Bauch bekommen muss.

Irgendwo stand einmal: Luca Toni ist so, wie die Stadt gerne sein möchte. Das ist es. München will lässig sein, entspannt, italienisch eben, und Luca Toni, dieser 1,92 Meter große Schönling mit der schwarzen Haarmähne, er strahlt all das aus, wenn er spricht, wenn er sich bewegt, wenn er Tore schießt. Es ist sogar so: Luca Toni, der Stürmer aus Serramazzoni, einem 8000-Seelen-Dorf in der italienischen Provinz Modena, ist eine Revolution beim Deutschen Fußball-Meister FC Bayern München. Er darf, was tabu ist: über eigene Schwächen reden, zum Trainer sagen, dass er nicht ausgewechselt werden will, dem Manager sagen, wen er verpflichten könnte. Natürlich darf er das nicht nur wegen seines Auftretens, seiner Ausstrahlung, sondern vor allem wegen seiner Tore: In 46 Pflichtspielen hat er 39 Tore geschossen, in der Bundesliga ist er mit 24 Treffern Torschützenkönig geworden. So viele Tore hat noch keiner in seiner ersten Saison für Bayern München geschafft.

Am Samstagabend, als die Mannschaft die Meisterschale auf dem Rathausbalkon vor zehntausenden kreischenden Menschen auf dem Marienplatz präsentierte, da war es – klar – ganz besonders laut, als Luca Toni nach vorne geschickt wurde. „Bello e impossibile“ dröhnte aus den Lautsprechern, schön und unmöglich. Sie spielen dieses Lied immer in der Arena, wenn Toni ein Tor schießt. Als er später dann durch den Innenhof des Rathauses ging, da sagte Luca Toni diesen Satz, der so viel erzählt über Luca Toni: „Liebe machen und Tore schießen sind die schönsten Dinge, die Gott uns gegeben hat.“ In München wären sie so gerne wie er. Bello e impossibile.

Michael Neudecker

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