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PORTRÄT LORD PETER MANDELSON EX-WIRTSCHAFTSMINISTER, GB:: „Es schmeichelt Blair und Brown“

Im Fernsehspot für seinen Memoirenband „Der dritte Mann“ sitzt Peter Mandelson im Gehrock im Ledersessel und liest vor: „Es war einmal ein Königreich mit zwei Königen. Aber die wären nicht an der Macht gewesen ohne einen Dritten.

Im Fernsehspot für seinen Memoirenband „Der dritte Mann“ sitzt Peter Mandelson im Gehrock im Ledersessel und liest vor: „Es war einmal ein Königreich mit zwei Königen. Aber die wären nicht an der Macht gewesen ohne einen Dritten. Die Menschen nannten ihn Prinz der Dunkelheit.“

Briten kennen die Geschichte schon. Aber elf Wochen nach Labours Machtverlust liefert der Prinz nun die Details über die dysfunktionale Beziehung zwischen Gordon Brown und Tony Blair. Brown war vor der Wahl 2005 aus Eifersucht auf Blair „praktisch im Streik“, Blair hielt ihn für „aggressiv und brutal“, „jemand der gleichzeitig die hehrsten Prinzipien verkündet und die schlimmsten Gemeinheiten macht“. Blair ist unfähig, den Quertreiber auszuschalten und bricht sein Versprechen, vor der Wahl 2005 zurückzutreten. Noch die Besetzung des Posten des EU-Präsidenten wird in die Fehde gezogen.

Labourpolitiker ziehen nun alle Register, um das Buch zu verdammen. Blair sei „bleich vor Wut“, ließen Vertraute wissen. Ex-Labourchef Neil Kinnock „spuckt Galle“. Ex-Vize John Prescott ist „fuchsteufelswild“. „Die Labourpartei darf keine Seifenoper werden“, warnen Ed und David Miliband, die um die Führung der Partei kämpfen. Mandelson dagegen fordert, das Werk als Ganzes zu lesen. „Es schmeichelt Blair und Brown“.

Ein „Machiavelli mit einer roten Rose“, nannte sich Mandelson einmal. Eitel, wie er ist, glaubt er, seine Rolle als Mitbegründer von New Labour werde nur unzureichend gewürdigt. Zwei Mal musste er als Minister zurücktreten, Blair schickte ihn nach Brüssel, von wo er als graue Eminenz hinter Gordon Browns Wackelthron zurückkehrte. Als er im Herbst beim Labourparteitag bejubelt wurde, zitierte er stolz Tony Blairs Wort, die Reform der Labourpartei sei erst dann vollendet, wenn sie Mandelson zu lieben gelernt habe. Nun eint die Labourpartei wieder der Hass auf Mandelson.

Historiker, die wissen wollen, warum Labour unter Blair und Brown so schlecht regierte, werden aber bald noch mehr Material bekommen. Blair wird im September sein Buch „Die Reise“ veröffentlichen. Brown arbeitet wutentbrannt an einer Analyse der Bankenkrise. Die Memoiren überlässt er seiner Frau Sarah. Ihr Buch hat den Arbeitstitel „Hinter der schwarzen Tür“. Was Mandelson als Nächstes tut, weiß er nicht. Am glücklichsten sei er in seinem kleinen Cottage bei Ross-on Wye, sagte er. Matthias Thibaut

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